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Sonntag, 23. Dezember 2012

Adventstürchen von Sunny

 Hallo Ihr lieben Blogbesucher.


Einen Tag vor dem heiligen Abend, darf ich hohe Gäste auf meinem Blog begrüßen. Nicht nur Sunny gibt uns die Ehre ... Nein, sie bringt auch noch zwei geschätzte Besucher mit.  Und um meine Gäste nicht zu verärgern

"Hi, Lev! Alles klar?" :)

lasse ich ich weiteres Geschwafel lieber sein.


Ich wünsche euch einen wunderschönen 4. Advent.  Ach ja, Ü18!!!


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 ~ 23 ~



3. Advent, noch acht Tage bis Weihnachten
„Achtung! Nein -“
Klirr.
Noch während Alex und Lena erschrocken die Kiste Glaskugeln anstarrten, die soeben abgestürzt war, ging die Haustür auf und der Hausherr kam herein, zusammen mit dem eisigen Wind von draußen.
„Was ist denn hier los?“
„Äh ...“ Schnell stieg Alex von der Leiter, die er neben dem Christbaum aufgestellt hatte und ging auf seinen Mafioso zu. Eigentlich hatte alles fertig sein sollen, wenn Lev von seiner kurzen Geschäftsreise zurück kam ...
„Wir wollten dich überraschen“ Er lächelte ihn vorsichtig an und schlag seine Arme um seinen Hals. Lena hatte ihm schon gesagt, dass Weihnachten nicht gerade Levs Lieblingsfeiertag war.
Bei Levs Familienverhältnissen war das wohl kaum verwunderlich ...
„Überraschen?“ Der Mann zog die Augenbrauen hoch und taxierte ihn mit dunklen Augen.
„Ja.“ Alex nickte schnell und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich liebe Weihnachten und ... ich wollte einfach ... dass du auch ...“
Er biss sich auf die Lippen und schwieg. „Dass du auch einmal ein schönes Weihnachten hast“ war einfach Nichts, was er laut sagen wollte.
Einen Moment lang sah Lev ihn nachdenklich an, dann legten sich seine Arme um Alex´ Taille und er nickte. „Gut, Kiska. Wenn dir Weihnachten wichtig ist, dann feiern wir es eben.“
Was?!
Er spürte, wie er anfing zu strahlen. „Wirklich?“
Sein geliebtes leises Lachen erklang. „Da, wirklich.“
Damit drückte er ihm einen Kuss auf die Lippen und wandte sich ab um seinen Mantel auszuziehen.
Strahlend drehte der Blonde sich zu Lena um, die ihn ebenfalls angrinste.
Plötzlich griffen große Hände nach seinen Seiten und ließen ihn zusammenzucken.
Lev trat hinter ihn und legte die Arme um ihn, sprach direkt in sein Ohr: „Was stellt ihr zwei mit meinem Haus an, hm? Hättet ihr den Baum angezündet, wenn ich nicht heimgekommen wäre?“
Lena lächelte ihren Chef an. „Ich mache mir doch nicht selbst mehr Arbeit als nötig. Ihr seid hier doch nicht diejenigen, die alles wieder aufräumen würden.“
„Nyet“ Die Arme um Alex´ Taille zogen ihn enger gegen den größeren Körper. „Außerdem hättest du die Strafe verdient, wenn ihr das Haus angezündet hättet.“
„Und Alex käme ungeschoren davon?“ Lena versuchte zu schmollen, versagte aber kläglich.
„Nyet“, Lev lachte über Alex fragend Blick über die Schulter, „Sascha bekäme, bis du mit Aufräumen fertig bist, Zimmerarrest.“
Oh oh.
„Er dürfte also gemütlich rumsitzen während ich schrubbe, ja?“
Alex warf der Frau einen funkelnden Blick zu - sie wusste doch ganz genau, was das bedeutete!
 „Oh, glaub’ mir, Lena, gemütlich sitzen könnte er dann eine ganze Weile nicht ...“
Lev!“

Noch eine Woche bis Weihnachten
„Möchtest du deine Familie einladen, Kiska?“
Alex schluckte den Kaffee, den er grade getrunken hatte, hinunter und sah den Mann mit großen Augen an.
„Da fragst du noch? Elisa liebt Weihnachten, für sie würde die Welt zusammenbrechen, wenn ich Heiligabend nicht bei ihr wäre!“
Lev lächelte ihn an. „Gut, dann lade sie doch nachher ein und ruf deine Freundinnen an. Wenn wir schon mit der Familie Weihnachten feiern, dann richtig.“
„Heißt das, du lädst Tolja und Katja auch ein?“
Eigentlich erübrigte die Frage sich: Katja würde ihren Ziehsohn einen Kopf kürzer machen, wenn er sie nicht einladen würde ...
„Da, Sascha. Die Beiden haben genug Mitarbeiter, die sich um das Restaurant kümmern können.“
Wow - das würde also ein richtiges Weihnachtsfest werden!
Eine Stunde später saß Alex wie die Grinsekatze mit dem Telefon auf der Couch und wählte die Nummer seiner Familie.
„Haber.“ Sein Vater hatte also nicht auf die Nummernanzeige geschaut.
„Hier auch Haber.“
„Alex!“, sein Vater rief im Hintergrund Elisa dazu, „Guten Morgen. Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung?“
„Ja, alles super.“ Er bekam seine Vorfreude kaum unter Kontrolle.
„Ist Elisa auch da?“
„Ja! Hallo, Alex.“
„Guten Morgen, Prinzessin“, sofort breitete sich ein glückliches Lächeln auf seinen Lippen aus, „Freust du dich schon auf Weihnachten?“
„Nein!“
Oh. Das war ungewöhnlich.
„Nein? Wieso denn, Prinzessin?“
Elisa schniefte. Oh oh.
„Das kannst du dir doch denken, Alexander.“ Sein Vater klang gereizt.
Ein schlechtes Gewissen stieg in ihm auf. Natürlich vermisste seine Schwester ihn jetzt besonders ...
„Ähm ... wieso ich anrufe ... Habt ihr Weihnachten schon etwas vor?“
„Nein. Ohne dich macht Weihnachten keinen Spaß, Alex ...“
Schei...
Alex schluckte und schloss die Augen. Hätte er nicht Lev überraschen wollen, hätte er seiner kleinen Schwester Weihnachten ruiniert!
„Möchtet ihr vielleicht herkommen? Lev lädt auch seine Familie ein und ich würde mich freuen, wenn ihr kommen würdet.“
„Ohhh, Papa! Gehen wir hin, bitte, bitte, bitte!!! Bitte!“
Alex lächelte; sein Vater hatte keine Chance.
„Ja, wir kommen. Sag mir nur genau wann und wir sind da.“
„Super!“ Alex strahlte. „Dann sehen wir uns ja bald.“
„Bis bald. Ich freue mich gaaaanz dolle, Alex!“
„Ich mich auch, Prinzessin. Ich habe euch lieb.“
„Wir dich auch, Alex. Bis bald.“ Endlich kam sein Vater mal wieder zu Wort.
„Bis bald.“ Sein Vater legte auf.
„Okay, steht die Konferenzschaltung?“
Nina seufzte, „Ja-ha, Alex. Glaub mir, wir haben das schon oft genug gemacht, um das hinzubekommen!“
„Nina in Weihnachtsstimmung, Dios!“ Er konnte quasi sehen wie Carly die Augen rollte.
„Wie soll ich denn auch Weihnachtsstimmung bekommen, wenn Mr. Workaholic an Weihnachten arbeitet, hm?“
„Schon wieder?“ Leila klang genervt. „Das war doch schon letztes Jahr so!“
„Ja“, fiel Nina ein. „Alex, echt - rede mal mit Lev darüber, ja? Ich will auch mal ein Weihnachten mit meinem Freund haben!“
„Ich auch ...“ Carly klang unglücklich.
„Die arbeiten beide?“
„Ja“, antwortete ihm Leila, „Nur Stepan weigert sich ...“
Die drei begannen aufgeregt durcheinander zu reden. Er musste sie schnell stoppen, wenn er seine Einladung noch loswerden wollte.
„Ihr seid an Weihnachten bei uns eingeladen!“
Stille.
Lev feiert Weihnachten?!“ Er hielt das Telefon mit schmerzverzerrtem Gesicht von seinem Ohr weg.
Er rieb mit seiner freien Hand darüber und legte das Telefon wieder ans Ohr „Ja, tut er. Ich habe ihn damit überrumpelt ...“
„Du bist ein Genie!“, freute sich Leila am anderen Ende, bevor sie durch ein Schniefen unterbrochen wurde.
„Nina, Süße?“ Carlys Stimme klang auch etwas dünn.
„Danke, Alex ... Ich ...“ Nina holte hörbar Atem. „Ich habe noch nie mit ihm Weihnachten gefeiert!“
„Oh, Süße!“
Wenn sie jetzt in einem Raum gewesen wären hätte es wahrscheinlich eine Runde Gruppentrösten gegeben ...
Nach einer Weile hatten sie sich alle wieder beruhigt, zumindest bis Carly die zufriedene Stille unterbrach:
„Wisst ihr, was das heißt?“ Bei ihrem aufgeregten Tonfall schwante Alex schon übles ...
Seine Freundinnen schienen sich mal wieder zu verstehen, denn wenige Sekunden später schallte es dreistimmig durch den Hörer: „Weihnachts-Shopping!“
Alex ließ den Kopf gegen die Sofalehne fallen - na toll.


Noch sechs Tage bis Weihnachten
„Komm schon, Alex! Wir müssen doch noch ins Spielwarengeschäft!“
Alex lief es eiskalt über den Rücken - Spielwarengeschäfte kurz vor Weihnachten waren so etwas wie die Vorhölle ...
Aber er tat das ja für seine Schwester, darauf musste er sich konzentrieren.
Was könnte seine Prinzessin sich nur wüschen? Und, sollte er nicht lieber etwas mit Lev zusammen kaufen? Kaufte Lev überhaupt Geschenke?
Seufzend fuhr er sich durch die Haare: das hätte er Lev alles beim Frühstück fragen können!
Trotzdem ließ er sich von seinen Freundinnen, die alle schon heftig mit Tüten bepackt waren, ins Geschäft ziehen.
Für Leute, die sich jederzeit kaufen konnten was sie brauchten Geschenke zu finden, war schrecklich.
Dementsprechend hatten seine Freundinnen jeweils schon zwei Weihnachtsoutfits, komplett mit Schuhen und Schmuck gefunden, sowie Geschenke für die „Kollegen“ ihres jeweiligen Partners.
Lev bekam bis jetzt Manschettenknöpfe, Hemden aus einem Geschäft, wo man seine Maße genau kannte und einen teuren importierten Tee.
Andrej bekam von Leila zwei Karten für „Rocky - das Musical“, von Nina Manschettenknöpfe und von Alex einen in Leder gebundenen Terminplaner, in den er noch ein Dankeschön für all die Gelegenheiten schreiben wollte, bei denen dieser ihn gerettet hatte.
Olef wurde von Carly mit einem neuen Portemonnaie beschenkt, da Nina erzählt hatte, wie kaputt seines mittlerweile war, von Leila bekam er ein dazu passendes Feuerzeug und von Alex die Zigarren, die er gelegentlich rauchte.
Stepan bekam von Alex  ein Scheckbuch, von Carly einen Portwein, den sie aus ihrer Heimat kannte und von Nina einen teuren Visitenkartenhalter, da seiner, laut Leila, nur noch dem Mülleimer zuzumuten wäre.
Was sollte er nur für Lev kaufen?
Am Anfang ihrer Shoppingtour hatten seine Freundinnen ihm genau erklärt, was er nicht kaufen durfte: Waffen waren absolut tabu (Überraschung ...) und Scherzartikel sollten auch nur von Partnern geschenkt werden.
Wer ließ sich schon gerne von anderen Leuten veräppeln ...
Geschenke für einander würden sie dann einzeln kaufen. Noch so ein Problem ...
Im Spielzeuggeschäft war, wie üblich, die Hölle los.
Wieder beschlich ihn sein schlechtes Gewissen: er hatte immer gewusst, was sich seine Schwester wünschte, nur jetzt nicht.
Was könnte Elisa nur gefallen?
Hmmm ...
Ziellos lief er von den Puppen zu den Kuscheltieren, zu den Brettspielen und wieder zurück.
„Sollen wir dir helfen, Schatz?“ Carly litt deutlich mit ihm.
Verbissen schüttelte Alex den Kopf - das musste er alleine schaffen!
Seufzend lief er weiter und blieb abrupt stehen. Da war es!
Wie ein Irrer strahlend griff er sich die große Kiste und ging an seinen lächelnden Freundinnen vorbei zur Kasse. Weihnachten war gerettet.
Jetzt fehlten noch sein Vater, Lena, seine Freundinnen, Levs Eltern und sein Lieblingsmafioso selbst.
Nach einer halben Ewigkeit kamen sie aus dem Geschäft, nachdem auch seine Freundinnen Geschenke für Elisa gefunden hatten. Seine kleine Prinzessin würde diese Weihnachten wirklich verwöhnt werden.
„Kommst du, Alex?“ Nina hielt die Tür auf und sah ihn über die Schulter hinweg an. Die Anderen waren schon in dem Geschäft.
Alex biss sich auf die Lippen und sein Blick zuckte verunsichert über die Auslage des Schaufensters. Auch wenn er über die Zeit bei Lev lockerer geworden war, fühlte er sich dennoch bei dem Gedanken, mit seinen Freundinnen in einen Sexshop zu gehen alles andere als wohl ...
„Ich weiß nicht, ähm ...“
Nina lächelte ihn aufmunternd an und griff seine Hand. „Na komm schon, ich passe auf, dass dich kein böses Spielzeug anspringt!“
Haha.
Noch während er mitgezogen wurde protestierte er: „Aber, ich will da doch gar nichts kaufen! Was soll ich denn da?“
Carly, die irgendetwas in einem Regal betrachtet hatte, drehte sich zu ihm. „Na komm, irgendetwas wird es doch geben, was Lev und dir gefallen könnte!“
Alex lachte auf. „Er hat schon einen Schrank voll, ich bin doch nicht lebensmüde und kaufe da noch etwas dazu!“
Klasse, die Kommunikation zwischen Gehirn und Mund klappte ja wieder super ...
„Ach?“ Nina grinste ihn an. „Irgendetwas Interessantes dabei?“
„Nina!“ Er wurde tief rot. Dieses Thema wollte er bestimmt nicht mit den dreien diskutieren! Die Gespräche mit Tobi darüber waren ja immer schon schlimm genug ...
Seufzend drehte Alex sich um und stiefelte durch das Geschäft. Toll, in so einen Laden hatte er nie rein gewollt.
Etwas griesgrämig betrachtete er die Gegenstände, die sich auf den Regalen reihten - dass er nicht wusste, was sich im Endeffekt alles in dem Schrank befand, half ihm auch nicht sonderlich.
Er ging um eine Ecke und blieb stehen, als sei er gegen eine Wand gelaufen. Oh.
Unsicher machte er einen Schritt in die Nische hinein und sah sich genauer um. Hmm ...
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“
Er zuckte herum und stand vor einer freundlich wirkenden jungen Frau mit einem roten Bob. Die Verkäuferin.
„Äh ... nein, ich denke nicht.“ Er war bestimmt wieder rot wie ein Feuerwehrauto.
Die Frau lächelte freundlich und hielt dann entschuldigend eine Kiste hoch: „Darf ich dann kurz vorbei?“
„Natürlich.“ Alex trat zur Seite und beobachtete, wie die Verkäuferin die Kiste öffnete. Er runzelte die Stirn - so etwas hatte er bisher noch nicht bei Lev gesehen. Hmm ...
Die Rothaarige drehte sich halb zu ihm um und lächelte ihn an. „Möchten Sie mal schauen? Die haben wir grade heute rein bekommen - passend zu Weihnachten.“ Sie zwinkerte ihm zu.
Immer noch nervös nickte er und ging neben der Frau in die Hocke. Er streckte eine Hand aus und griff nach einem der Gegenstände.
Lev würde das bestimmt gefallen.
Er seufzte - damit war die Entscheidung eigentlich schon gefallen.
Die Verkäuferin begleitete ihn an die Kasse und wickelte das Geschenk in rotes Geschenkpapier ein.
Alex war seinen Freundinnen wirklich dankbar: die drei drehten sich demonstrativ weg, als er mit der Frau zurückkam und fragten ihn auch nicht, was er gekauft hatte.
Auf seine Freunde war eben doch Verlass.
„Warst du erfolgreich, Sascha?“
Lev saß entspannt auf dem Sessel im Wohnzimmer, während Alex auf einer Couch zusammenbrach und alle Viere von sich streckte.
„Hm?“ Mühsam hob er den Kopf und sah seinen Mafioso mit müden Augen an.
Ein leises Lachen erklang. „Du musst sehr erfolgreich gewesen sein, wenn du so müde bist.“
Alex richtete sich seufzend auf und hielt die Tüten der Reihe nach hoch: „Andrej, Olef, Stepan, Elisa, mein Vater, Lena, Katja und Tolja.“
„Nichts für mich?“ Lev runzelte die Stirn, aber seine Augen zeigten deutlich, dass er ihn nur ärgern wollte.
Er schenkte dem Mann ein müdes Lächeln. „Stehen tyrannische Mafiosi denn beim Christkind auf der Liste?“
„Hm“, Lev erhob sich und setzte sich neben ihn auf die Couch, „Wenn ein ganz bestimmtes Christkind weiß, was besser für es ist ...“
Er wurde kurzerhand gepackt und auf Levs Schoß gezogen.
Alex sah ihn gespielt entrüstet an. „Du würdest das Christkind bedrohen?“
Der Mann lachte und strich ihm durchs Gesicht. „Hast du da irgendwelche Zweifel, Weihnachtsengel?“
Weih-
Einmal mehr vollbrachte Lev das Kunststück, ihn gleichzeitig rot werden und entrüstet aussehen zu lassen.
„Lev, ich bin kein -“
Die dunkle Stimme sprach einfach weiter: „Du sorgst dafür, dass ich erstmals Weihnachten feiere ohne dass Katja mich in die Kirche prügelt. Das schafft niemand sonst. Ganz abgesehen davon, dass du dich mit Flügeln und Heiligenschein auch gut machen würdest.“
Alex bekam nur noch ein „Hmpf“ heraus und wurde dann mit einem Kuss von jedem weiteren Protest abgehalten.

Noch fünf Tage bis Weihnachten
„Sascha?“
„Keller!“
„Sascha?“
Keller!“ Er kletterte aus dem Schwimmbecken und begann sich schnell abzutrocknen.
„Du musst dich anziehen.“ Lev kam die Treppe hinunter.
Alex runzelte die Stirn: er sah angespannt aus. War irgendetwas passiert?
„Ist alles okay?“ Er streifte die Badehose ab und griff nach den Kleidern, die auf einem Liegestuhl lagen.
„Deine Schwester ist hier.“
Okay, irgendetwas war hier faul. Lev mochte Elisa, wieso war so angespannt?
„Ist ihr etwas passiert?“ Langsam machte er sich wirklich Sorgen.
„Nyet.“ Lev lächelte ihn an. „Ich habe gerade Geschäftsbesuch, den sie nicht sehen sollte.“
„Oh.“
„Katja hat die Prinzessin mit fünf Freundinnen hergebracht, weil ihr Ofen kaputt ist. Sie wollen hier Plätzchen backen.“
Plätzch-
Alex war schnell wie der Blitz auf den Füßen. „Wieso sagst du das nicht gleich? Ist Lena schon vom Einkaufen zurück?“
Er wartete die Antwort gar nicht erst ab - die arme Küche!
„Alex, Alex, Alex!“ Er wurde von seiner Schwester am Kopf der Kellertreppe angesprungen.
„Hallo, Prinzessin!“ Etwas atemlos hob er sie hoch und drückte sie. „Was machst du denn hier?“
Er stellte sie wieder auf die Füße, während sie begeistert zu erzählen begann: „Wir wollen Plätzchen backen, aber Katjas Ofen ist kaputt. Da habe ich gefragt, ob wir nicht hier backen können und wir sind sofort gekommen!
„Backst du mit uns, Alex?“
„Aber klar doch, Prinzessin.“ Aus der Nummer kam er anders definitiv nicht mehr raus, zumindest wenn er Lena noch in die Augen sehen können wollte ...
Für ihre Küche sah er trotzdem schwarz ... er sollte ihr Weihnachtsgeschenk aufstocken.
„Welche Sorten möchtet ihr denn backen?“ Er nahm sie an der Hand und ging in die Küche.
„Butterplätzchen, Vanillekipferl, Zimtsterne und Lebkuchen“, zählte sie begeistert auf.
Oh ja, die arme Küche.
„Alex!“ Unerwartet wurde er von der Seite in Katjas Arme gezogen und bekam Küsse auf die Wangen gedrückt.
„Hallo Katja“ Er erwiderte die Umarmung und fügte leise hinzu: „Weißt du, worauf du dich hier einlässt?“
Die Frau lachte und klopfte ihm auf den Rücken „Ah, Alex - ich habe Lev gehabt als Junge, dann kann ich backen mit sechs Mädchen.“
Alex kam nicht mehr dazu, irgendetwas zu sagen - er wurde von Elisas Freundinnen umarmt und dabei fast umgeworfen.
„Hallo, ihr Süßen!“ Er beugte sich runter und schlang seine Arme um die Mädchen. Auch wenn er es jetzt, wo ihm ein absoluter Küchenalbtraum bevorstand, kaum noch glauben konnte, er hatte die Kleinen wirklich vermisst.
„Dürfen wir den Zauberer sehen, Alex?“ Jasmin sah ihn mit strahlenden Augen an und zog an seiner Hand.
Er lachte auf: „Mal sehen, was ich tun kann.“ Dann nahm sich eine von Lenas Küchenschürzen und suchte ein paar Geschirrhandtücher für die Mädchen raus. Wo hatte Lena noch einmal die Sicherheitsnadeln versteckt?
Die Küchentür ging auf und Ilja kam herein. Super.
Da fehlte es nur noch, dass auch noch Levs Geschäftsbesuch vorbeischaute.
Schon hüpfte seine Schwester auf den Mann zu. „Du fährst meinen Papa und mich immer zu Alex!“ Sie umarmte ihn auf Bauchhöhe und erntete überraschte Blicke von Levs Mitarbeiter und ihrem Bruder.
„Richtig. Bist du heute allein gekommen?“ Ilja sah sich etwas hilflos in der Küche um. „Kann ich dir helfen?“, sprang Alex ein.
„Da. Weißt du, wie man die Kaffeemaschine -“
„Niemand fasst meine Kaffeemaschine an!“ Lena kam mit einem vollen Einkaufskorb in die Küche und ließ ihn auf den Küchentisch fallen.
Lena!“ Elisa strahlte die Frau an, die sie lächelnd umarmte. „Schau, das sind meine Freundinnen. Das sind Kati, Lilli und Michelle, Sara und Jasmin.“
„Na, da freue ich mich aber. Ich mache kurz noch Kaffee, dann bin ich gleich bei euch, ja, Süße?“
„Soll ich dir beim Wegräumen helfen?“
„Danke, Alex. Du könntest das Gemüse in den Kühlschrank packen.“
Dann drehte Lena sich um und umarmte Katja, die geduldig gewartet hatte.
Zwei Stunden später öffnete Lev die Küchentür und trat ein. Was er sah, brachte ihn zum Lachen und einen bitterbösen Blick von Sascha ein.
Sein Kleiner war über und über mit Mehl eingestäubt, hatte eine Kriegsbemalung mit Lebensmittelfarbe im Gesicht und stand völlig erschöpft zwischen drei Mädchen.
Elisa und ein anderes Mädchen beobachteten mit Lena eine Fuhre Plätzchen im Ofen, während Katja mit einem dritten, auf Russisch vor sich hinsingend, die Arbeitsplatte abwischte.
„Was habt ihr denn mit Sascha gemacht?“ Seine Stimme klang streng.
Elisa fuhr herum und sah ihn überrascht an.
Sobald die Kleine ihn ansah, konnte er das Lächeln nicht mehr unterdrücken und  schloss sie in die Arme, als sie zu ihm kam.
„Wir haben ihn nur ein bisschen geschmückt, Lev.“
„Ah, geschmückt?“ Er zog die Augenbrauen hoch. „Hat Sascha sich denn gerne schmücken lassen, Prinzessin?“
Mehrstimmiges Kinderlachen erscholl und Elisa schüttelte den Kopf, dass ihr Zopf nur so hin und her flog. „Er hat ganz dolle gejammert.“
„Ihr ward also gemein zu meinem Sascha?“ Gespielt entrüstet sah er sie an.
Elisa strahlte ihn an und nickte ganz ernsthaft. „Ja!“
„Ihr kleinen Hexen, ihr! Dafür werdet ihr durchgekitzelt!“
„Nein, nein!“ Elisa strampelte in Levs Arm, wurde aber erst losgelassen, als sie sich vor Lachen krümmte.
Lev ließ sie los und sah die anderen Mädchen an, die sich kichernd hinter Katja versteckten.
Er lachte und schlich sich extra bedrohlich an.
Als seine Mama sich mit pseudo-ernster Miene vor ihm aufbaute, fühlte er sich ein winziges bisschen wie der kleine Junge, der vor dem Essen etwas vom Nachtisch naschen wollte.
„Wenn du sie kitzeln willst, du musst an mir vorbei!“
„So, muss ich das?“ Damit schnappte er sich die überraschte Frau und begann sie zu kitzeln.
„Lev, Lev -“ Seine Mama schimpfte und lachte auf Russisch weiter und gab schließlich auf, um Elisas Freundinnen ihrem Schicksal zu überlassen.
„Jetzt seid ihr dran!“
„Alex, Alex, rette uns!“ Jetzt versammelten die Mädchen sich hinter seinem Kätzchen.
Für eine Sekunde sah Sascha so aus, als ob er am liebsten zur Seite getreten wäre, besann sich aber dennoch.
„Vergiss es, Lev. Ich beschütze sie.“ Er richtete sich auf und sah ihn entschlossen an.
„Spiel nicht den Helden, Sascha. Geh zur Seite.“ Ihm war bewusst, dass er seinen Kleinen, der ohnehin schon nahe am Ende seiner Geduld war, provozierte.
„Lev.“
Oh ja,  Sascha war nicht in Stimmung für solche Spiele.
Er kam ganz langsam näher. Das Gequietsche der Kinder interessierte ihn nicht, dafür war Saschas entnervter Gesichtsausdruck viel zu interessant.
„Lev, lass den Quatsch!“
Oh ja, da hatte jemand schlechte Laune.
Er fokussierte seinen Blick auf sein Kätzchen und kam langsam näher. Obwohl er ihn immer noch mit einem Todesblick anstarrte, trat der Junge unruhig von einem Fuß auf den anderen.
„Tritt zur Seite, Sascha. Dann passiert dir nichts.“
Eine ärgerliche Röte stieg in seine Wangen, zumindest so weit er es unter dem „Schmuck“ erkennen konnte.
Langsam kam er in Reichweite und bemerkte, wie sein Kleiner immer nervöser zu werden schien, während die Mädchen sich immer noch hinter ihm versteckten.
„Lev, ich habe keinen Nerv für diesen Sch-“ Er verkniff sich den Fluch.
Blitzschnell griff er zu, packte ihn an der Taille und schleppte den sich windenden Sascha ins Wohnzimmer. Dort angekommen warf er ihn auf die Couch und begann, ihn ebenfalls zu kitzeln.
Es dauerte nicht lange, bis sein Kätzchen lachend und nach Luft japsend dalag und um Gnade bettelte. „Lev, hör auf! Bitte, ich -“
Aus der Küche nährte sich lautes Rennen: „Attackeeee!“
Schnell griff er nach Alex´ Nacken und drückte ihn auf die Couch. Wenn er schon von den Kindern „angegriffen“ wurde, konnte nicht noch einen  frechen Sascha gebrauchen, der ihn auch noch ansprang.
Er beugte sich runter und sprach in sein Ohr: „Bleib liegen und rühr dich nicht, Kiska.“
„Kiska“ seufzte theatralisch, blieb aber einigermaßen entspannt liegen, als Lev ihn losließ.
Schon sprangen die Mädchen auf ihn und versuchten nun ihrerseits ihn zu kitzeln.
Sobald er eine von ihnen erwischte, rächte er sich und ließ sie anschließend los.
Die sechs waren wirklich lebhaft - kein Wunder, dass sein Kleiner so fertig war.
Alex lag entspannt auf der Couch und freute sich an der ausgelassenen Stimmung. Wenn er Lev so sah, war es kaum zu glauben, dass dieser Mann auch eine ganz andere Seite hatt e...
Oh je, er könnte hier fast eindösen ...
Irgendetwas strich über seinen Rücken. Angenehm.
Jetzt über seinen Nacken ...
„Sascha, aufwachen.“ Aufwachen?
Seine Augen flogen auf: er war eingeschlafen?
Er drückte sich hoch und versuchte seine Augen wirklich aufzubekommen.
„Ist Elisa schon weg?“ Seine Stimme klang heiser.
„Da. Die Plätzchen waren fertig, aber du sahst so müde aus, dass ich dich nicht wecken wollte.“
Alex nickte „Danke. Die Rasselbande hat mich wirklich geschafft.“
„So siehst du auch aus“ Lev  strich ihm lächelnd über das Gesicht und zeigte ihm die rote Lebensmittelfarbe, die er von seiner Haut gewischt hatte.
„Ich sollte wohl duschen.“
„Ich komme mit.“
Er ließ sich mehr von Lev die Treppe hochziehen als dass er ging. Plätzchen backen war wesentlich schlimmer als Spaghetti kochen, so viel war sicher.

Noch vier Tage bis Weihnachten
„Nein, Lev. Du bleibst hier. Ich kann kein Geschenk für dich kaufen, wenn du dabei bist!“
„Dann nimm Ilja mit.“
„Lev, bitte! Du bist paranoid. Ich kenne mich in der Stadt aus und es steht nicht hinter jedem Baum ein Axtmörder!“
„Nyet.“ Der Blick der dunklen Augen wurde härter. „Aber du wirst nicht alleine in der Dunkelheit einkaufen gehen.“
„Es ist zwei Uhr nachmittags!“
„Und um vier wird es dunkel.“
Lev meinte das ernst!
„Lev, komm schon -“
„Nyet. Ich werde nicht darüber diskutieren. Da draußen sind Banden unterwegs, die um die Weihnachtszeit Leute ausrauben.“
„Ach, die haben nicht zufällig etwas mit dir zu tun?“ Alex funkelte  seinen Mafioso an.
Levs Miene versteinerte: „Nyet. Das weißt du genau. Und, du solltest deinen Ton ändern, wenn du noch einkaufen möchtest.“
„Tyrann!“
„Kiska!“ Lev zog warnend die Augenbrauen hoch. „Du kannst  entweder mit Ilja einkaufen gehen oder du bleibst zu Hause, bis du wieder vernünftig bist.“
„Vernünftig?“, wiederholte er fauchend. „Der einzige, der hier unvernünftig ist, bist du! Du bist überbesorgt.“
„Ich möchte dich nicht zusammengeschlagen in einer Seitenstraße finden müssen.“ Die dunkle Stimme war eiskalt, aber Alex war zu sehr in Rage, um groß darauf zu achten.
„Oh bitte! Du bist nur beleidigt, weil ich nicht mir dir einkaufen will. Du bist einfach mal wieder ein kontrollsüchtiger -“
„Nyet, das bin ich nicht, Kiska. Und du änderst jetzt sofort deinen Ton mir gegenüber. Ich rede doch auch ruhig mit dir.“
Gut!“ Alex warf seine Jacke auf die Couch und ließ sich wütend auf die Polster fallen. „Dann geh’ ich eben mit einem deiner Kleiderschränke einkaufen, weil du deine eigenen Handlanger nicht unter Kontrolle hast!“
„Sascha, du weißt, dass ich nicht alten Frauen ihre Rente stehle.“
„Oh, klar! Das habe ich ja totaaal vergessen! Du bist ja sooo edelmütig, bravo, Lev! Schutzgelderpressung und dein Ruf als guter Folterknecht sind natürlich vieel besser!“
„Sei sofort still, Kotjenka.“
Bei dem letzten Wort runzelte Alex die Stirn, um Lev dann wieder anzufauchen: „Kotjenka? Du kommst mir jetzt damit?“
„Da, das tue ich. Ich will keinen Ton mehr von dir hören, Sascha. Du gehst sofort ins Schlafzimmer und wartest dort auf mich.“ Die Stimme des Mannes duldete keinen Widerspruch.
Blaue Augen bohrten sich in dunkelbraune.
Lena öffnete die Kellertür, beladen mit einem gefüllten Wäschekorb, erfasste die Situation und ließ sie wieder zufallen. Soviel dazu.
„Du kannst mich nicht bestrafen, nur weil ich deine bekloppten, überfürsorglichen -“
Er wurde von Levs gefährlich ruhiger Stimme unterbrochen: „Muss ich dich hochbringen, Sascha?“
Alex hob trotzig das Kinn.
Lev packte ihn, warf ihn über seine Schulter und trug ihn die Treppe hinauf.
Alex schlug auf Levs Rücken und versuchte jeden Trick, den Lev ihm beigebracht hatte, kam aber nicht frei.
„Lass mich runter, du verdammter - Mhmfp!“ Er wurde blitzschnell in Levs Armen herumgedreht und bekam einen kurzen, harten Kuss auf die Lippen.
Der Blick, der auf ihm lag, hielt ihn davon ab, sich weiter zu wehren. Er hatte wirklich Ärger am Hals.
Alex schnappte nach Luft, als Lev eine Kette mit einem Vorhängeschloss an seinem Halsreif befestigte und das andere Ende, auf die selbe Art, am Bettgestell.
Lev kannte sein Ausbruchstalent einfach zu genau ...
Langsam wurde ihm bewusst, was ihm bevorstand.
So sehr Lev ihn auch liebte, ihn wirklich wütend zu machen, war keine gute Idee.
„Lev, es tut ...“ Seine Stimme klang wesentlich schwächer als eben und er beendete seinen Satz nicht, als sich ein Finger auf seine Lippen legte.
Der Mann lächelte ihn an, aber seine Augen zeigten keine Freude. Lev war komplett ruhig und kontrolliert. „Schhh. Was habe ich gerade gesagt?“
„Du willst keinen Ton mehr von mir hören.“ Es war gerade Mal ein Flüstern. Er senkte den Blick.
„Richtig.“ Eine große Hand strich ihm übers Haar. „Du wirst jetzt brav hier liegen bleiben und darüber nachdenken, wieso wir jetzt in dieser Situation sind. In einer viertel Stunde komme ich wieder und wir reden darüber.“
Alex biss sich auf die Lippen. Scheiße.
Schließlich nickte er und rollte sich auf dem Bett zusammen.
„Gut.“ Lev küsste ihn auf die Wange und verließ das Zimmer.
Fünfzehn Minuten später kam Lev zurück ins Schlafzimmer.
Sein Kleiner lag da, wie er ihn verlassen hatte und hob nur den Blick, als er die Tür schloss.
Er hatte sein Sakko gleich im Arbeitszimmer gelassen und machte sich daran, seine Hemdsärmel hochzukrempeln.
Blaue Augen beobachteten ihn genau. Sein Kätzchen wirkte schuldbewusst und wesentlich ruhiger als im Wohnzimmer.
Auch wenn Sascha ihn gerne im Scherz ärgerte und herausforderte, war wirkliche Strafe doch eine ganz andere Situation.
Beruhigend streichelte er durch das blonde Haar und über seinen Rücken.
„Möchtest du mir sagen, worüber du nachgedacht hast, Kiska?“ Er malte weiter beruhigende Kreise auf Alex´ Rücken.
Ein leises Räuspern folgte und Sascha sah ihn etwas schüchtern an, bevor er leise anfing zu sprechen: „Ich war genervt und habe es an dir ausgelassen, obwohl du es nicht verdient hattest. Ich war sehr unhöflich und habe dich beleidigt.“
„Da, richtig. Und weißt du auch, wieso du so genervt warst?“
„Ist das wichtig?“ Sein Kleiner sah überrascht aus.
Ein kleines Lächeln legte sich auf Levs Lippen. „Natürlich ist es das. Du bist sonst nicht so zu mir.“
Sascha runzelte nachdenklich die Stirn.
Zwei Minuten vergingen.
„Weihnachtsstress“, kam überraschend eine Antwort.
Lev nickte. „Was genau stresst dich, Kiska?“
Ein Seufzen „Ich weiß nicht, was ich dir schenken soll oder meinen Freundinnen. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich das alles nicht hinbekomme ... Und ... als du dann meintest, das Ilja mitkommen muss, war das einfach zu viel. Ich ...“ Sein Blick ging wieder zur Bettdecke. „Ich möchte einfach, dass du ein wirklich tolles Weihnachten hast und weiß nicht, ob ich das hinbekomme.“
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Vorsichtig sah Alex auf: Lev sah nachdenklich aus.
„Warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen, Kiska?“ Eine warme Hand massierte seinen verspannten Nacken.
„Naja, es war ja eine Überraschung für dich und da wollte ich eben alles perfekt machen ...“
„Du hast dich zu sehr unter Druck gesetzt, richtig?“
„Ja.“ Alex nickte und rutschte etwas näher an Levs Körper heran. „Was hast du jetzt mit mir vor?“
„Hm“, kam es unverbindlich dem Mafioso. „Was denkst du denn, was du verdient hast, Sascha?“
Alex runzelte die Stirn und schwieg einen Moment. „Ähm ... ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht, Lev.“ Er hing gerade völlig in der Luft.
Normalerweise war es nicht einfach, ihn zu stressen, aber wenn er mal gestresst war, verlor er leicht vollkommen die Bodenhaftung.
„Schau mich mal an, Kiska.“
Vorsichtig hob er den Blick und sah Lev fragend an: war Lev böse auf ihn, weil er ihm keine wirkliche Antwort geben konnte?
„Soll ich dir sagen, was jetzt passieren wird?“ Die Massage an Alex´ Nacken wurde fester.
Er nickte und biss sich eine Sekunde später auf die Zunge - er sollte doch richtig antworten! „Ja, bitte, Lev.“
Der schenkte ihm ein warmes Lächeln und sprach ruhig weiter: „Hör mir zu und sag mir dann, ob ich alles richtig verstanden habe, Sascha.“ Er massierte weiter mit gleichbleibender Kraft seinen Nacken, während er fortfuhr: „Du wolltest nicht absichtlich respektlos sein, sondern wusstest einfach nicht mehr weiter. Du warst so gestresst, dass du irgendein Ventil gebraucht hast und meine Entscheidung, dich nicht alleine gehen zu lassen, war einfach zu viel. Richtig?“
„Richtig.“ Alex schluckte und biss sich auf die Lippen, während das kalte, schuldbewusste Gefühl in ihm immer mehr Raum einnahm.
„Gut.“ Ihm wurde ein aufmunterndes Lächeln geschenkt. „Ich werde dich nicht hart bestrafen, Kiska. Das ist genau so mein Fehler. Ich hätte merken müssen, dass du die Nerven verlierst und dir helfen müssen. Aber“, Levs Stimme wurde fester, „du hättest zu mir kommen müssen, bevor es so eskalieren konnte, Sascha. Wenn du zu mir gekommen wärst, hätte ich angenehmere Wege gefunden, dich runter zu holen.“
„Mich runter zu holen?“
„Da. Im Moment bist du gar nicht wirklich bei dir. Wenn es dir so geht, ist es meine Verantwortung, dich wieder auf den Boden zu bringen.“
Alex begann unbewusst an der Bettdecke zu zupfen. „Und ... was hättest du dann gemacht?“
„Ich hätte mich mit dir hingesetzt und darüber gesprochen, wo deine Probleme liegen. Dann hätten wir zusammen eine Möglichkeit suchen können, die dir gefallen hätte.“
„Und jetzt?“ Alex wurde wieder nervöser.
„Jetzt“, Lev strich zärtlich durch sein Haar, „hole ich dich runter. Nur vielleicht nicht so, wie du es dir ausgesucht hättest.“
„O...okay. Ähm ...“ Er kämpfte sich in eine sitzende Position. So langsam wurde er noch nervöser ...
„Schhhh, ganz ruhig.“ Eine große Hand legte sich auf seine Schulter und wanderte dann zu seinem Kinn, um sein Gesicht anzuheben.
„Wie lautet dein Wort, Kiska?“
„Krawatte“, würgte er hervor. Sein Mund war wie ausgetrocknet und seine Zunge klebte förmlich an seinem Gaumen ...
„Sehr gut.“ Lev schenkte ihm zwar ein kleines Lächeln, aber seine Körpersprache hatte sich verändert. Er wirkte abgeklärter, kühler und fast schon geschäftsmäßig ruhig.
„Schhhh.“ Er strich noch einmal kurz über Alex´ Wange, der sich, ohne es zu merken, an die Hand schmiegte.
Für ein paar Sekunden schwiegen sie. Alex merkte, wie er ruhiger wurde. Zu wissen, dass Lev an der Strafe festhielt, obwohl er seine Gründe nachvollziehen konnte, beruhigte ihn irgendwie. Er handelte auf eine Art und Lev reagierte zuverlässig auf eine andere.
„Wiederhole noch einmal, wofür ich dich bestrafe, Kiska.“
„Ich habe nicht mit dir geredet, obwohl es mir schlecht ging und war stattdessen respektlos zu dir. Ich habe dir gar keine Chance gegeben mir zu helfen und habe dich beleidigt.“
„Gut.“ Lev zog einen Schlüssel hervor und öffnete das Schloss, das das Halsband mit der Kette verband. Er stand auf und hielt ihm eine Hand hin. „Komm mit.“
Alex ließ sich auf die Füße ziehen und folgte Lev ins Bad. Er fühlte sich absolut sicher. Was auch immer gleich kam, würde wohl kaum angenehm werden, aber dieses Wissen beruhigte ihn auch. Lev wusste was er tat und würde dafür sorgen, dass es ihm gut ging.
Sein Mafioso blieb in der Mitte des Bades stehen und zeigte auf die Badematte vor der Wanne. „Auf die Knie.“
Etwas wackelig sank Alex auf die Knie, richtete sich so weit wie möglich auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken.
„Guter Junge.“ Lev hatte ihm den Rücken zugedreht und griff nach etwas in einem Badschrank. Er hörte Wasser laufen und es sah aus, als ob er sich die Hände wüsche.
Alex war fast überrascht, als Lev vor ihm in die Hocke ging und ihn ruhig ansah.
„Dich dafür zu bestrafen, dass du nicht zu mir gekommen bist, wäre schwierig. Deshalb ist das hier nur für das, was du gesagt hast.“
Eine Hand kam in sein Sichtfeld und hielt ein schaumiges Stück Kernseife hoch. Oh oh.
„Mund auf.“
Alex schluckte und sah abwechselnd das Seifenstück und seinen Mafioso an. Er hatte als Kind mal aus Neugier in Seife gebissen ...
Noch während er darüber nachdachte, öffnete sich sein Mund wie von alleine.
Er wurde mit dem Anflug eines Lächelns belohnt, dann wurde das kleine Stück Seife aus seine Zunge gelegt.
„Mach den Mund zu und behalte es auf der Zunge, bis ich es dir etwas Anderes sage.“
Sein Mund schloss sich und seine komplette Mimik versteinerte und zog sich langsam aber sicher zusammen - bäh!
Am liebsten hätte er die Seife sofort ausgespuckt, aber die Folgen davon wollte er lieber nicht riskieren.
Seine ganze Welt konzentrierte sich auf seine Geschmacksnerven, die gerade am liebsten geflüchtet wären.
„Schau mich an, Kiska.“
Mühsam öffnete er ein Auge und zwang schließlich auch das andere - er hatte überhaupt nicht bemerkt, dass er sie zugemacht hatte ... wobei, zugekniffen wohl eher ...
„Kannst du dir vorstellen, dass ich mich vorhin so ähnlich gefühlt habe, wie du gerade?“
Alex runzelte die Stirn - als ob er ein Seifenstück quer durchs Bad spucken wollte?
Nein, er verstand schon, was Lev meinte.
Hätte Lev ihn solche Dinge an den Kopf geworfen, hätte er auch kaum gut reagiert.
Er nickte.
Wieder herrschte kurz Stille, dann nickte der Mann ihm zu. „In Ordnung. Mund auf.“
Das Stück Seife verschwand zwar aus seinem Mund, nicht aber der Geschmack.
Lev drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und erhob sich. „Dreh dich zur Wanne um und denk noch einmal in Ruhe nach. In zehn Minuten komme ich wieder.“
Zehn Minuten?!
Alex drehte sich um und ließ den Kopf gegen den Wannenrand sinken. Das würden zehn sehr, sehr lange Minuten werden ...
Levs Schritte entfernten sich und er versank in seinen Gedanken.
Er hätte mit Lev reden können. Er hätte mit ihm reden müssen.
Hätte er mit ihm geredet, wäre er nicht so unter Druck gekommen und schließlich nicht so ausgerastet.
Er konnte es nicht mehr ändern. Aber, das musste er auch nicht. Er bekam die Strafe dafür und damit war alles in Ordnung.
Trotz des widerlichen Geschmacks in seinem Mund schlich sich ein Lächeln auf Alex´ Lippen.
Das wohlbekannte warme, zärtliche Gefühl breitete sich in Levs Brust aus, als sah, wie entspannt sein Kleiner da saß.
Er hatte wirklich gutes Timing.
„Kiska.“ Er blieb ein paar Schritte hinter ihm stehen.
Sein Kätzchen drehte den Kopf und sah ihn mit großen, leicht abwesenden Augen an.
Da war jemand aber sehr in sich versunken.
„Komm her, Sascha. Du darfst dir jetzt den Mund ausspülen.“
Es dauerte ein wenig, bis sein Kleiner sich aufgerappelt hatte. Vorsichtshalber kam er näher, damit er ihn stützen konnte, falls er doch nicht sicher stand.
Sascha kam zwar etwas wackelig aber sicher am Waschbecken an und begann sich den Mund auszuwaschen.
Schließlich fuhr er sich mit dem Handtuch über den Mund, richtete sich auf und lächelte ihn etwas scheu an.
„Tut mir leid ...“ Sein Kätzchen kam langsam auf ihn zu und schlang seine Arme um seine Taille.
Sofort zog er ihn enger an sich  und begann in ruhigem Rhythmus über den schlanken Rücken zu streicheln.
„Vergeben und vergessen, Sascha.“
Eine Stunde später saß Alex mit Ilja im Auto.
Im Vergleich zu seinen Freundinnen war Shopping mit Ilja ein Klacks ...
Der Mann folgte ihm in einem Meter Abstand, passte auf die Tüten auf und schaute jeden mörderisch an, der Alex anrempelte.
Ja, Ilja mitzunehmen war eigentlich sogar ganz praktisch.


Noch drei Tage bis Weihnachten
„Brauchst du Hilfe beim Verpacken oder soll ich dir einfach Geschenkpapier dalassen?“ Lena winkte mit dem silbernen Papier.
„Das sollte ich hinbekommen, danke. Außerdem“, er zwinkerte ihr zu, „kann ich doch nicht zulassen, dass du dein Geschenk schon siehst, oder?“
Die Haushälterin lächelte ihn an und verschwand in die Waschküche.
Okay. Geschenke verpacken.
Er legte zuerst Elisas Geschenk auf das Papier, um auszumessen wie viel er bräuchte. Elisas Geschenk war einfach: eine rechteckige, wenn auch große Box war gut zu verpacken. Etwas Klebeband hier, etwas Klebeband dort und fertig.
Bei seinem Vater war es auch einfach: das Uhrenkästchen ließ sich ebenso leicht verpacken.
Carlys Geschenk (ein Kaschmirschal) war schon schwieriger, weil  er ständig wegrutschte. Irgendwann stellte er einfach sein Wasserglas darauf, damit der weiche Stoff nicht an dem Glanzpapier entlang glitt.
Am schwierigsten war aber immer noch Lenas Geschenk ... Wie sollte er bitte den Gutschein für ein Wellnesswochenende irgendwie ansprechend verpacken?
Ein Gutschein war nun mal ein Gutschein ...
Außerdem war er nicht besonders gut im Verpacken. Wie dekorativ etwas war, war ihm eigentlich immer egal gewesen, aber dieses Weihnachten sollte etwas Besonderes sein.
Schließlich schaffte er es, den Umschlag mit Glitzer zu bekleben und ein paar Sternchen dazu zu kleben.
Hoffentlich glaubte Lena ihm auch so, dass es von Herzen kam ...
„Sascha?“
Er zuckte zusammen und fuhr herum, erblickte Lev, der grade nach Hause kam, warf einen Blick zur Seite und schmiss sich fast vor die restlichen, noch unverpackten Geschenke.
„Raus, Lev! Nicht gucken! Er sah den Mann so streng an wie er konnte.
Ein leises Lachen und Lev ging, mit der Hand über den Augen, zur Treppe. „Du bist schuld, wenn ich Weihnachten im Krankenhaus liege, Kiska.“
Alex verdrehte die Augen, während er die Geschenke vorsichtshalber noch weiter hinter sich schob. „Klar, du kommst die Treppe im Stockdunkeln bewaffnet rauf und runter und brichst dir alle Knochen, wenn du es im Hellen tust.“
„Das liegt nur an dir, Sascha. Du lenkst mich ab.“
Ohne groß darüber nachzudenken griff er sich ein Kissen und warf es Lev an den Kopf. Sein Zielvermögen war wirklich besser geworden.
Lev fuhr herum und fing das Kissen auf, als es abprallte.
Dunkle Augen fixierten ihn und der Mann kam betont langsam die Treppe runter. Das amüsierte Glitzern in Levs Blick und das gefährliche Lächeln brachten Alex dazu, ganz schnell die Geschenke unter das Sofa zu schieben und sich mit einem weiteren Kissen zu bewaffnen.
„Das wagst du nicht! Lena wird sauer, wenn wir das Wohnzimmer verwüsten!“
Lev schien das nicht zu interessieren. „Ich habe Katja überlebt, als ich ihren Samowar kaputt gemacht habe, Sascha. Glaubst du wirklich ich hätte da Angst vor Lena?“
„Lev, ich warne dich, ich -“
Das Kissen traf ihn mitten ins Gesicht.
Für einen kurzen Moment starrte er den Mafioso an, dann kam wieder Leben in ihn und er warf sein eigenes Kissen nach ihm.
„Warte bis ich dich in die Finger bekomme, Kiska.“,Lev lächelte ihn raubtierhaft an, zog sein Sakko aus und warf es auf den Sessel.
„Ach“, Alex sah ihn herausfordernd an, „soll mir das Angst machen?“
„Tut es das denn?“ Ganz langsam kam Lev näher, so als wolle er ihn nicht aufschrecken.
Er wusste wirklich nicht, wer von ihnen das nächste Kissen geworfen hatte, aber innerhalb von Sekunden entbrannte ein große Schlacht im Wohnzimmer. Jedes verfügbare Kissen flog entweder durch die Luft oder wurde benutzt, um damit nach den anderen zu schlagen.
Was ist denn hier los?!
Lena.
Lena stand mit dem Wäschekorb im Arm in der Kellertür und beobachtete kopfschüttelnd das bunte Treiben.
„Äh ...“ Alex kam sich vor wie ein getadeltes Schulkind und versteckte das Kissen, mit dem er eben noch nach Lev geschlagen hatte, hinter seinem Rücken.
„Wir dekorieren um ...?“
Lena kämpfte  ihr Lachen erfolgreich nieder und sah die beiden Männer streng an „Das dachte ich mir.“
Sie wandte sich in Richtung Treppe. „Ich gehe davon aus, dass ihr euch wieder für die normale Ordnung entschieden habt, wenn ich zurückkomme?“
„Klar.“ Alex strahlte sie an und stieß Lev in die Seite, der die Szene mehr oder weniger unbeteiligt beobachtete.
„Nicht wahr, Lev?“ Er sah seinen Mafioso streng an, dessen Schultern verdächtig zuckten. Das war nicht lustig!
„Selbstverständlich, Kiska.“


Noch zwei Tage bis Weihnachten

Alex saß entspannt auf der Couch und sah sich „Das Wunder von Manhattan“ an. Den hatten sie früher immer zusammen angeschaut und er konnte die Dialoge fast auswendig.

Trotzdem, der Film gehörte für ihn zu Weihnachten dazu.
Er hatte eine Decke um sich gewickelt und nippte ab und an seinem Kaffee. Langsam wurde er nervös ...
Lev hatte gesagt, er wäre gegen elf zurück und es ging deutlich auf halb zwölf zu.
Gut, eine halbe Stunde war keine riesige Verspätung, aber wenn sein Mafioso geschäftlich unterwegs war, war er sowieso schon angespannt ...
Den Tag über war er bei einer Probe seiner Theatergruppe gewesen, die am zweiten Weihnachtstag eine Version von „A Christmas Carol“ spielen würde.
Er hatte die Rolle des „Geistes der vergangen Weihnacht“ bekommen und hatte lange überlegt, wie er ihn am besten darstellte.
Im Gegensatz zu dem gruseligen und mysteriösen „Geist der zukünftigen Weihnacht“ und dem extatisch-euphorischen „Geist der gegenwärtigen Weihnacht“ hatte er sich für ruhig, freundlich und abgeklärt entschieden. Das klang einfacher als es war ...
Er wollte Scrooge nicht überfordern, aber auch gleichzeitig deutlich zeigen, wie er durch seine Vergangenheit zu einem geizigen Ekel geworden war, ohne ihn komplett niederzumachen.
Ein Schlüssel wurde in der Tür gedreht; endlich!
Er rutschte von der Couch und – zuckte zurück.
Wieso stand Andrej in ihrem Wohnzimmer?
Und wo war Lev?
„Was ist passiert?“
Andrej lächelte ihn beruhigend an. „Keine Sorge, Alex. Lev wurde nur im Büro aufgehalten.“
Alex runzelte die Stirn. „Warum ruft er denn nicht einfach an?“
„Er meinte, die Geräuschkulisse wäre  nicht gut für dich.“
Oh.
Dann wollte er nicht wissen, was Lev gerade tat.
Er ließ sich wieder auf die Couch sinken und sah kurz auf den Boden. „Und ... ähm ... meinst du, er ist bald fertig?“
„Da. Lev hat noch nie jemand lange widerstanden.“
Bei Andrejs kühlem Ton wurde ihm eiskalt. Er wusste, wie gut Lev mit seinen „Werkzeugen“ umgehen und wie kaltblütig er werden konnte ...
Sein Magen zog sich zusammen - nicht darüber nachdenken!
Oh Gott, wenn Lev ihn angerufen hätten und er im Hintergrund etwas mitbekommen hätte -
Er schüttelte den Kopf. Nein.
Lev hielt sein Versprechen und ersparte ihm diese Geräusche.
Die Schreie, die der damals gehört hatte, bevor ihre Beziehung sich verändert hatte, waren immer noch in seinem Kopf und er würde sie wohl auch nie mehr loswerden ...
„Okay“ Er schluckte und versuchte sich zu sammeln. „Und bist du hier, um mir ein wenig Gesellschaft zu leisten?“
Andrej lächelte leicht und nickte. „Da. Lev möchte nicht, dass du dir alleine Sorgen machst.“
Sein Mafioso kannte ihn einfach zu gut. Alleine wäre er jetzt durch das ganze Haus getigert und immer unruhiger geworden, während er sich ausgemalt hätte, was Lev wohl gerade tat ...
Okay, anderes Thema.
Er räusperte sich und sah den Mann an, der sich mittlerweile auf der Couch gegenüber niedergelassen hatte. „Möchtest du etwas trinken?“
„Nyet. Danke,  Alex.“
Gut ...
„Äh ... Hat Carly ihre Geschenke schon verpackt?“
Andrejs ruhiger Gesichtsausdruck wich einem kurzen, echten Lachen „Nyet. Sie lässt mich nicht in die Speisekammer.“
Er zwinkerte ihm zu. „Als ich gestern Abend Plätzchen für sie holen wollte, hat sie mich in dicken Socken, Bademantel und Gesichtsmaske überholt, als ich an der Badezimmertür vorbeigegangen bin und sich wie eine Löwin vor die Tür geschmissen. Sie ist gefährlicher als sie aussieht.“
„Ich weiß“ Alex machte einen leidenden Gesichtsausdruck. „Ich war mit ihr Weihnachtsgeschenke kaufen ...“
„Da. Und mit Ilja“, fügte Andrej an. „Er meinte, Schießereien seien ihm lieber als dieser Horror.“
„So schlimm bin ich gar nicht“, protestierte er sofort. Er war doch nur in sechs Geschäften gewesen und hatte nur ...äh ... drei Stunden an Kassen verbracht.
Sein Gegenüber schüttelte mit einem kleinen Lächeln den Kopf. „Jemanden in einer solchen Menschenmasse zu beschützen, ist sehr anstrengend, Alex. Er meinte, auf dem Weihnachtsmarkt hätte er drei Taschendiebe erwischt: während er den einen noch vertrieben hat, hat sich schon der nächste an dich drangehängt.“
Taschendiebe?
„Davon habe ich überhaupt nichts mitbekommen ...“
„Ilja ist gut in dem, was er tut, Alex.  Man beunruhigt sein Schutzobjekt nicht, indem man ihm alle Bedrohungen meldet.“
Lev hatte Recht gehabt, er wäre wohl wirklich überfallen worden.
„Lässt du Carly im Moment auch nicht alleine einkaufen gehen?“
„Nyet. Sie muss auch jemanden mitnehmen. Wenn man weiß, welche Leute da draußen unterwegs sind, wird man wesentlich vorsichtiger.“
„Sind die denn so gefährlich?“
Andrejs Gesichtsausdruck war wieder ruhig und wirkte geschäftsmäßig. „Da. Das sind kleine Diebesbanden, die oft von ihren Bossen unter Druck gesetzt werden. ‚Bring mir Summe X oder dir und deiner Familie passiert etwas’ - diese Drohung reicht, um aus normalen Menschen brutale, gewissenlose Schläger zu machen.“
„Und ... so etwas macht ihr nicht?“ Lev hatte ihm dazu zwar schon etwas gesagt, aber die Frage quälte ihn irgendwo trotzdem noch ...
Andrej schüttelte den Kopf. „Solche Menschen sind schwer zu kontrollieren. Sobald sie eine Chance sehen, verschwinden sie mit ihrer Familie. Und, Familien irgendwo  gefangen zu halten, ist zu viel Aufwand, im Vergleich zum Nutzen. Außerdem ist dieser Markt sehr stark umkämpft.“
Schweigen breitete sich aus und wurde jäh von einem Klicken unterbrochen.
Er hatte das Auto gar nicht in de Auffahrt gehört ...
„Guten Abend, Sascha.“
Lev hängte seinen Mantel weg und kam ins Wohnzimmer. Er sah müde aus, aber nicht so „fremd“ wie sonst nach solchen Geschäftsterminen.
„Wir haben alle Informationen, die wir brauchen, Boss?“
„Da. Du kannst nach Hause gehen, Andrej. Carlotta vermisst dich bestimmt schon.“
Andrej erhob sich und nickte seinem Boss zu, bevor er im Flur verschwand.
Lev  ließ sich neben ihm auf die Couch fallen und atmete hörbar aus. „Wie war dein Abend, Kiska?“
„Gut.“ Er beobachtete seinen Mafioso vorsichtig von der Seite; in welcher Stimmung war er jetzt? Lev sah ihn nicht an, sondern sah stur geradeaus auf den Fernseher, in dem jetzt eine Sendung mit Weihnachtsmusik lief.
„Ich habe „Das Wunder von Manhattan“ geschaut und mich eben nett mit Andrej unterhalten.“ Er stockte. „Und deiner?“
Lev schüttelte leise lachend den Kopf und zog ihn an sich. „Das möchtest du nicht wissen, Sascha, glaub mir.“
„Hmm ...“
Unschlüssig biss Alex sich auf die Lippen und griff sich schließlich eine von den großen Händen.
Er hatte Recht gehabt; sie war ganz verspannt.
Mit langsamen, festen Bewegungen begann er sie zu massieren. „Ist das in Ordnung, Lev?“
Ein wenig Spannung löste sich aus dem Körper neben ihm und ihm wurde ein kurzer Kuss in den Nacken gedrückt „Da. Danke, Kiska.“
Das Weihnachtslied mitsummend, das gerade lief, knetete und massierte er die Hand weiter, bis die Muskeln wieder etwas weicher waren.
Er griff über Levs Körper hinweg und nahm die andere Hand in seine, um sie genau so zu verwöhnen.
Er bekam nichts mit von dem zärtlichen Blick, der auf ihm lag, während er in seine Arbeit vertieft war.
Es hatte einen guten Grund, warum Lev nicht mehr in einen solchen Rausch blieb, wenn er von einem brutaleren Termin nach Hause kam - er konnte seinem Kleinen einfach nicht wehtun.
Egal, wie sehr es ihn auch danach drängte, das Schwache, Weiche und Nachgiebige zu zerstören, er konnte Sascha überhaupt nichts antun.
Außerdem kümmerte sein Kleiner sich um ihn.
Er kam in einer sehr gefährlichen Stimmung nach Hause und Sascha hatte keine Angst vor ihm, sondern umsorgte ihn und kümmerte sich, bis er wieder aus ihr heraus war.
Noch vor einigen Monaten hätte er ihn dafür als dumm und töricht bezeichnet, aber mittlerweile wusste er, dass sein Kätzchen ihn sehr viel besser durchschaute als er selbst.
Er wusste einfach, dass Lev ihm niemals wehtun würde und vertraute ihm.
Dieser Junge hatte nie aufgegeben, ihm zu zeigen, wie wenig er dem Bild entsprach, das er von sich selbst hatte.
Er war kein Monster.
Alleine dafür war er ihm schon ewig dankbar.
„Bist du müde, Kiska?“, eine Hand strich durch sein Haar und holte ihn aus seiner Trance. Er hatte sich vollkommen auf die Hand konzentriert, die er immer noch bearbeitete.
Er nickte und schmiegte sich etwas mehr an die Hand, die zu seiner Wange gewandert war.
„Dann sollten wir schlafen gehen. Morgen haben wir viel zu tun.“ Die Wärme in Levs Stimme schien sich auf Alex zu übertragen. Er hatte ihn wieder - den Lev, der aus dem Haus gegangen war und nicht mehr den „Geschäfts-Lev“!
„Gut“ Er rappelte sich auf und zog an der Hand, die er immer noch in seiner hielt.
„Ich komme ja schon“ Lachend ließ der Mann sich mitziehen bis zur Treppe, um ihn dann zu überholen und seinerseits hinter sich herzuziehen.
„Beeil dich, Sascha. Ich muss noch duschen.“
Tyrann.

Noch ein Tag bis Weihnachten ... oder: Panik in der Löwenhöhle
„Nein! Nicht die Zwiebeln!“
„Aber, du hast doch -“
„Nein, Alex! Die Frühlingszwiebeln kommen in den Salat, diese Zwiebeln kommen zu dem Braten.“
Seufzend griff Alex sich die andere Schüssel mit Zwiebelwürfeln und verteilte sie in der eingefetteten Pfanne.
So ein Chaos hatte er noch nie erlebt. Die einzige, die noch einen Überblick hatte, war Lena.
Sie kommandierte ihren Chef und ihn schon den ganzen Tag herum, wobei er wohl noch Glück hatte ...
Lev hatte erst in aller Frühe Holz hacken gehen und sich dann mit einem Haufen wütender Menschen in der Metzgerei um die letzte Gans streiten dürfen.
Als er nach vier Stunden zurück kam, war er fast abgespannter als am Abend zuvor und hatte irgendetwas von „Nur drei Magazine und alles wäre gut gewesen ...“ gemurmelt.
Alex ignorierte diesen Kommentar geflissentlich und ließ seinen Mafioso erst einmal eine halbe Stunde in Ruhe. Mit an die dreißig gestressten, aggressiven Menschen in einem kleinen Geschäft zu stehen und zu diskutieren, musste Levs persönlicher Hölle ziemlich nahe kommen; besonders, wenn er keinen davon „verschwinden“ lassen durfte ...
Alex!“ Beinahe hätte er die Gläser fallen lassen, die er polierte.
„Was denn?“
„Die Zwiebeln! Komm her und leg den Braten dazu, die brennen sonst an!“
Und er hatte immer gedacht, er wüsste, wer in diesem Haus der Tyrann war ...



Heilig Abend



„Braten?“
„Im Ofen.“

„Dessert?“
„Im Kühlschrank.“

„Glühwein?“
„Auf dem Herd.“

„Tisch?“
„Äh.... LEV! Was ist mit dem Tisch?“
„Gedeckt, Sascha.“, kam es aus dem Wohnzimmer.

Lena machte nahtlos in ihrer Liste weiter: „Deine Familie?“
„In der Kirche.“

„Die Geschenke?“
„Mit Namen und verpackt unter dem Baum.“

„Levs Familie?“
„Unterwegs. Katja bringt ihren Samowar mit.“
„Gut.  Der Rest?“
„Auch unterwegs.“

„Und ihr?“
„Hm?“, irritiert runzelte Alex die Stirn.
„Worauf wartet ihr?! Ihr müsst Euch noch umziehen!“ Damit schob ihn die Frau auch schon aus der Küche und in Richtung Treppe.


Eine halbe Stunde später stand Alex in einem, seiner Meinung nach zu schicken, Anzug vor einem Beistelltisch im Wohnzimmer und goss vorsichtig Sekt in die Gläser.
Lev hatte für dezente Hintergrundmusik gesorgt und die Lichter des Weihnachtsbaumes angeschaltet, während Lena die Tischdeko noch einmal richtete.

Er stellte die Sektflasche vorsichtig in den Kühler zurück und goss etwas Orangensaft für Elisa in ein Glas.

Bis ihre Gäste eintrafen, saßen Alex und Lev gemütlich auf der Couch (so gemütlich, wie Alex mit einem Anzug eben sitzen konnte...) und genossen die Ruhe vor dem Sturm.

Um halb acht war das erste Auto in der Auffahrt zu hören und wenige Minuten später schellte es: Levs Zieheltern waren eingetroffen, beladen mit dem Samowar und Taschen voller Geschenke.

„Lev, nimm mir das ab!“, Katja hielt ihm auffordernd den großen Metallkessel hin und trat ein.
„Da, Mama.“

Es war immer wieder komisch Lev mit Katja zu sehen. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich seinen Mafioso einfach nicht als kleinen Jungen vorstellen...

„Frohe Weihnachten, Alexander!“, die Frau zog ihn in eine Umarmung und drückte ihm zwei Küsse auf die Wangen.
„Frohe Weihnachten, Katja.“
„Ah, Lena, komm her! Frohe Weihnachten!“

Tolja stahl sich unterdessen an seiner Frau vorbei und stellte die Geschenke nahe des Baums ab, um dann seinerseits Lena und Alex zu begrüßen, während Lev den Samowar auf der Küchenanrichte abstellte.

„Frohe Weihnachten!“ Leila und Stepan traten sich die Füße ab und kamen ebenfalls herein.

Alex war ehrlich überrascht, als auch Stepan und Lev sich umarmten- er hatte die beiden noch nie „privat“ gesehen...

Gerade, als Leila die Tür wieder schließen wollte, um die Kälte auszusperren, fuhr ein weiteres Auto die Auffahrt hinauf.
„Ah, Nina und Olef haben es auch geschafft!“

„Wieso, sind die Straßen zu?“ Alex hatte den ganzen Tag über nicht einmal wirklich aus dem Fenster geschaut, es hatte einfach so viel zu tun gegeben.
„Glatteis“, Olef nickte, „Wir haben fast eine halbe Stunde gebraucht, bis wir auf der Autobahn waren, weil alles Nebenstraßen bei uns zu sind.“

„Wow, davon habe ich überhaupt nichts mitbekommen.“
Lev lächelte seine Haushälterin an „Das konnten wir nicht, Sascha. Lena hat uns wie Sklaven arbeiten lassen.“
Seine Haushälterin zwinkerte ihm zu „Ich habe nie gesagt, dass ihr keine Wahl hättet...“

Noch während sie Nina und Olef begrüßten, schellte es schon wieder. Vor der Tür standen Carly, Andrej, Gerald und Elisa- sie waren vollständig.
„Wir haben uns die Freiheit genommen, die beiden abzuholen“, meinte Andrej.

„Gut.“, Lev nickte ihm zu, „Frohe Weihnachten.“
Elisa strahlte ihn an „Frohe Weihnachten, Lev! Frohe Weihnachten, Alex!“
„Frohe Weihnachten, Prinzessin!“, Alex bückte sich etwas, um sie in die Arme zu nehmen, als sie auf ihn zu hüpfte.

Während jeder jeden begrüßte, verschwand Lena zum Beistelltisch und kam mit dem Tablett mit den Sektgläsern wieder „Wer möchte eins?“
Elisa hielt sie ihr Glas mit Orangensaft hin, das sie, glücklich darüber auch ein Sektglas zu haben, sofort entgegen nahm.

Als alle ihre Gläser in den Händen hielten, ergriff Lev das Wort: „Auf einen schönen Weihnachtsabend, mit guten Essen, schöner Musik und vielen Geschenken im Kreis der Familie. Frohe Weihnachten!“

Alle erwiderten das „Frohe Weihnachten“ und erhoben ihre Gläser.


„Hmmm! Das ist lecker!“
„Freut mich, wenn es dir schmeckt. Dein Bruder hat diesen Braten ganz alleine gemacht, Süße.“
„Was?“, Elisa sah Lena mit großen Augen an, um sich dann gleich zu Alex zu drehen. „Das ist totaaal lecker Alex!“
„Danke, Prinzessin. Aber Lena hat mir auch genau gesagt, was ich machen muss.“
„Hmhm“, seine kleine Schwester nickte, „Lena ist eine Küchenfee.“
„Genau und Lev ein Zauberer“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.

Carly, die links neben ihm saß biss sich auf die Lippen und versuchte ihr Lachen in einem Hustenanfall zu ersticken.
„Oh“, seine Schwester sah sie besorgt an, „Bist du krank, Carly?“
„Nein, Kleines. Alles gut“, sie hätte fast wieder angefangen zu lachen.


„Gut, jetzt hat jeder Tee und wir können Bescherung machen.“, Katja sah sich zufrieden im Wohnzimmer um.
Alle saßen satt und glücklich auf den Sofas verteilt und warteten auf die Bescherung.
Elisa saß auf Alex Schoß und wartete erstaunlich geduldig, bis es Zeit für die Geschenke war.

Lena, die kurz in der Küche gewesen war, kam zurück und läutete mit einer goldenen Glocke: „Es ist soweit!“

Elisa sah ihren Bruder erwartungsvoll an, der anfing zu lachen. „Na, geh schon.“
Das ließ sie sich nicht zweimal sagen. Sie sprang regelrecht von seinem Schoß und lief auf ihren Geschenkehaufen zu.

Als erstes packte sie ein kleines, rot eingewickeltes Geschenk aus, auf dem stand „Für Elisa von Papa.“
Sie fand eine „Verwünscht“ DVD und hüpfte schnell zu ihm hinüber, um sich zu bedanken.
Dann öffnete sie Stepans und Leilas Geschenk und fand die kompletten Bücher der Narnia-Reihe in dem mit Stroh gepolsterten Paket.
Nachdem sie sich dafür bedankt hatte, packte sie Lenas Geschenk aus: ein Puppenservice mit einem schönen Blumenmuster.
Katja und Tolja schenkten ihr und ihren Freundinnen einen Kochkurs in ihrer Restaurantküche, Olef und Nina einen neuen, rosa Füller und Carly und Andrej ein neues Mäppchen für die Schule.

Mit Alex Paket hatte sie länger zu kämpfen, was wohl nicht zuletzt auf sein eher spärliches Verpackungsgeschick und Unmengen Klebeband zurückzuführen war.

Als sie das Playmobil-Puppenhaus fand, starrte sie erst das Haus und dann ihren Bruder mit leuchtenden Augen an und fiel ihm dann um den Hals.
Der Umschlag, der obenauf gelegen hatte war ihr völlig entgangen und sie öffnete ihn erst, als Lena ihn aufhob und ihn ihr hinhielt.

Sie riss ihn vorsichtig auf und las den Text schnell durch. „Ich darf reiten gehen?“, ungläubig sah sie den Mann an.
„Da, Prinzessin.“

„Zeig mal her“, Gerald Haber las sich die Gutscheinkarte durch. Seiner Tochter wurde ein Jahr Reittherapie von Lev bezahlt.
„Danke“, er schluckte, „Der Arzt meinte schon die ganze Zeit, so etwas würde ihr guttun...“
„Gerne, Gerald.“ Lev lächelte ihn nur kurz an und legte dann einen Arm um Alex, der sein Gesicht in seiner Halsbeuge versteckte.
„Danke“, Alex Stimme klang brüchig. Der Arzt hatte schon so oft gesagt, dass so eine Therapie gut für sie wäre und sie hatten einfach nie das Geld dafür gehabt...

Lev strich ihm nur in ruhigen Kreisen über den Rücken und sah zu, während alle anderen ihre Geschenke auspackten.

Am  Ende blieben nur noch er und Alex übrig, der sich wieder beruhigt und sich normal hingesetzt hatte.

Er bekam, zu seinem mehr oder minder großen Entsetzen, von seinen Freundinnen und deren Männern eine ganze Kollektion von Krawatten geschenkt, immerhin mit der Begründung, dass er somit keine mehr kaufen müsste, von Lena eine Kochschürze und von Tolja und Katja eine wunderschöne weiche Lederjacke.

Seine Familie beschenkte ihn mit einem Lederschlüsselmäppchen und einem Hausschlüssel. Endlich konnte er wieder in das Haus seiner Familie ohne klingeln zu müssen.
Dieses Geschenk machte ihm schmerzlich bewusst, wie selten er die Beiden im vergangenen Jahr gesehen hatte. Er war noch nicht einmal dazu gekommen, sie nach Schlüsseln zu fragen...

Lev beschenkte ihn mit einem freien Wochenende. So einfach das auch klang, das letzte freie Wochenende nur für sich hatten sie vor fast vier Monaten gehabt.

Von seinen Eltern bekam Lev ein Buch auf Russisch, von Lena seinen Lieblingskuchen im Miniformat und von seinen Mitarbeitern und deren Freundinnen das, was Alex schon während dem Einkaufsbummel gesehen hatte.
Von Alex bekam er eine Weihnachtskarte, in der er erklärte, dass er das eigentliche Geschenk später bekommen würde.

Nach der Bescherung saßen sie alle noch zusammen bis Elisa in Geralds Armen einschlief und Andrej beschloss, dass sie besser aufbrechen sollten.

Katja und Olef halfen Lena noch alles Geschirr in der Spülmaschine zu verstauen, während Stepan mit Alex und Nina die Reste wegräumte.

So kam der ruhige, gemeinsame Weihnachtsabend noch zu einem ebenso ruhigen und friedlichen Ausklang.


Um halb zwölf hatten Alex und Lev das Haus für sich.

Sie hatten sich ins Schlafzimmer zurückgezogen und es sich bei Weihnachtsmusik im Bett gemütlich gemacht.
„Möchtest du noch dein richtiges Geschenk haben, Lev?“

Der Mann zog ihn in seine Arme und lächelte ihn an „So viele Geschenke habe ich gar nicht verdient, Kiska. Ein so schönes Weihnachten mit dir zu verbringen ist schon genug.“
Alex lächelte und rollte dann mit den Augen. „Gut, wenn du deine Geschenke nicht haben möchtest...“

Ein leises Lachen schüttelte ihn durch „Hol sie schon, Sascha. Ich will zu Weihnachten kein beleidigtes Kätzchen haben.“
Besagtes „Kätzchen“ streckte ihm die Zunge raus, um dann schnell in den Nachttisch zu greifen, um ein längliches und ein würfelförmiges Paket herauszuholen.

Zuerst hielt er ihm, etwas rot um die Nase, das längliche Paket hin.
„Frohe Weihnachten, Lev.“
„Danke. Frohe Weihnachten, Sascha.“

Lev zerriss das rote Papier und lachte auf, als er erkannte, was er da auspackte. „Eine Rute, Kiska? Was hast du angestellt, hm?“
Alex nuschelte irgendetwas ins Kissen.
„Sascha?“

„Nichts“, er wieder puterrot, „Aber, ich dachte mir so eine hast du noch nicht...“
„Und da hast du ganz selbstlos und ohne Rücksicht auf mögliche Folgen eine gekauft.“, sein Mafioso lächelte ihn amüsiert an, küsste ihn aber auf die Wange und strich ihm zärtlich über die Wange. „Danke, Kiska.“

Bevor er noch etwas dazu sagen konnte, schob Alex ihm schon das zweite, wesentlich kleinere Paket hin: „Hier.“

Vorsichtig öffnete Lev es und starrte den Inhalt der kleinen Schachtel einen Moment lang an, bevor er in seinen Nachttisch griff und, zu Alex Verwunderung, eine identische Schachtel hinhielt.
„Frohe Weihnachten, Sascha.“

Mit zittrigen Händen griff er danach und hob den Deckel vorsichtig an.
Ihm blinkte ebenfalls ein goldener Anhänger entgegen, der eine kyrillische Inschrift trug.

навек.“ Lev küsste ihn auf die Stirn und nahm beide Anhänger aus ihren Kästchen.
„Wir scheinen einen ähnlichen Geschmack zu haben, Kiska.“

Alex nickte. Seine Kehle war wie zugeschnürt...

Lev schloss den Halsreif um Alex Hals auf und befestigte die beiden Anhänger so, dass die Schrift auf ihnen lesbar war.
„ ‚Лев’ und ‚навек’“,  der Mafioso schüttelte den Kopf und zog ihn noch enger in seine Arme. „Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe, Sascha?“
„Hast du“, Alex lächelte und küsste ihn auf die Wange, „Aber ich höre es auch gerne noch einmal.“

„Ich liebe dich, Kiska.“
„Ich dich auch, Lev.“
Diese Nacht schlief Alex das erste mal, mit „Lev“ und „für immer“ um den Hals ein.



Frohe Weihnachten euch allen!

Alles Liebe und Gute wünschen euch,
Sunny, Lev und Alex 




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... und Sigrid!



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