Seiten

Dienstag, 31. Dezember 2013





Ich wünsche euch allen da draußen, ein 
frohes,
gutes,
erfolgreiches,
phantasievolles,
reiches,
gesundes,
glückliches,
klingendes,
tanzendes
und
glänzendes

2 0 1 4 !


Auch wenn 2013 vielleicht nicht Euer Jahr war, denkt immer daran


It get's better


und


YOLO :D


Siggi

Samstag, 14. Dezember 2013

Soooo, Facebook wollte uns unser heutiges Türchen unterschlagen!!!!

Aber nicht mit uns, Herr Zuckerberg. So. Nicht.


Jetzt schnell die liebe Rita Sachs begrüßt *Küsschen links, Küsschen recht* und zügig online....



Türchen No. 14




Mein allerschönstes Weihnachtsgeschenk



Irgendetwas weckt mich und mein erster Blick fällt auf die Leuchtanzeige des Weckers. 9.45 Uhr. Endlich mal wieder ausschlafen können, endlich ein freies Wochenende! Vorsichtig taste ich neben mich, doch da ist niemand. Der Platz neben mir ist leer und kalt. Verdammt, wo ist denn mein Mann? Das Aufwachen am Samstagmorgen hab ich mir anders vorgestellt. Ganz anders. Sehr viel anders. Meine Morgenlatte stimmt mir enttäuscht zu. Allerdings habe ich da so einen bestimmten Verdacht wo meine bessere Hälfte sein könnte.

Langsam quäle ich mich aus dem Bett und taumle noch im Halbschlaf ins Bad. Kaltes Wasser ins Gesicht und Toilette benutzen. Jetzt brauche ich erst einmal eine Tasse voll mit meiner braunen Lieblingsdroge, sonst wird das nichts mit dem Wachwerden.

Schon als ich langsam die Treppe runtertaumle weht mir der aromatische Duft von frischem Kaffee entgegen. Kaum stehe ich auf der vorletzten Stufe dröhnt mir plötzlich in unzumutbarer Lautstärke ein Weihnachtslied entgegen. „Jingle bells, jingle bells …“ Vor Schreck falle ich fast den Rest der Treppe hinunter. Nur noch im letzten Moment kann ich mich am Geländer festhalten. Erbost starre ich auf den kleinen singenden Weihnachtsbaum vom Flohmarkt der ungerührt weiter vor sich hinträllert. Mit Bewegungsmelder, grrrrr! Warum vergesse ich bloß immer wieder dass der seit dem vorigen Wochenende dort steht? Eines Tages bekomme ich von dem Ding bestimmt noch einen Herzinfarkt. Na wenigstens bin ich jetzt wach.

Kurz denke ich im Vorbeigehen an die Möglichkeit einer Klebebandattacke um den Störenfried zu knebeln. Alternativ würde es allerdings reichen den Stromstecker zu ziehen. Dann jedoch fällt mir ein wie mein Mann sich gefreut hat als er den Ruhestörer vorigen Sonntag beim Stöbern entdeckt hat. Die Erinnerung daran wie er ihn mir am Abend strahlend präsentiert hat lässt mein Herz schneller schlagen und das Ding ist fürs erste vor mir in Sicherheit.

In der Küche angekommen wandert mein Blick zu der halb gefüllten Kaffeekanne aus Glas auf der Warmhalteplatte. Daneben steht griffbereit meine Lieblingstasse und auf einem kleinen Teller liegen drei Plätzchen. In Herzform und liebevoll dekoriert mit rosa Zuckerguss, Schokolade und kleinen Sternchen. Lächelnd stecke ich mir eines davon in den Mund und gieße den Kaffee in die Tasse. Mhmm, lecker! Die Plätzchen hat mein Mann gestern Abend noch selbst gebacken. Deshalb hat es im ganzen Haus herrlich nach Vanille und Zimt geduftet als ich nach dem doppelten Dienst todmüde nach Hause kam. Ich war leider viel zu erledigt zum Probieren und bin nur noch die Treppe rauf- und ins Bett getorkelt. Kaum aus den Klamotten raus bin ich schon eingeschlafen sobald mein Kopf auf dem Kissen lag.

Das kleine Küchenradio ist eingeschaltet und dudelt gerade leise irgendein Weihnachtslied. Als es endet erklingt „Meine heiße Liebe“ von den Wise Guys. Grinsend schaue ich in meine Tasse. Der Song passt gerade wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge. Aber apropos „Heiße Liebe“! Da war doch noch was. Nämlich der Grund für mein Aufstehen noch im Halbschlaf.

Aus dem Garten dringt ein klirrendes Geräusch zu mir. Deshalb nehme ich meinen Kaffee und gehe ins Wohnzimmer zu der nur angelehnten Terrassentür. Und nun sehe ich auch den Bettflüchtling. Sein Anblick verschlägt mir mal wieder den Atem und mein kleiner Freund in der Hose reckt erwartungsvoll das Köpfchen nach oben. Wie kann der Kerl eigentlich schon am Morgen so unverschämt gut aussehen?  Lächelnd beobachte ich ihn wie er auf einer Leiter stehend sorgfältig die Lichterkette an der großen Tanne anbringt. Dabei geht er geradezu liebevoll ans Werk. Ricky, eigentlich Frederick, liebt Weihnachten und den damit verbundenen Deko-Wahnsinn über alles. Schon Ende November hat er damit begonnen unser Haus zu schmücken. Zuerst innen, mit Nobilistannenzweigen, Kerzen und allem nur erdenklichen Advents- und Weihnachtsschmuck. Über die Jahre hinweg ist immer mehr dazu gekommen. Kein Weihnachtsmarktbummel bei dem wir nicht mit vollen Tüten nach Hause kamen. Ob Glöckchen, Christbaumkugeln aller Art, Krippenfiguren, Arbeiten aus dem Erzgebirge, Räucherstäbchen und Duftöle, nichts ist vor ihm sicher. Ein Wunder dass wir in unserem Wohnzimmer noch Platz zum Sitzen haben. Dabei steht noch nicht einmal der Weihnachtsbaum in der dafür vorgesehenen Ecke. Den will er übrigens nachher noch mit mir in seiner bevorzugten Gärtnerei besorgen. Das Versprechen ihn zu begleiten und beim Tragen zu helfen musste ich ihm schon vor drei Tagen geben. Aber was tu ich nicht alles um meinen Schatz glücklich zu machen. Den Außenbereich lässt er natürlich auch nicht aus. Im Vorgarten steht ein beleuchteter Schlitten mit Weihnachtsmann und Rentieren, an der Haustür hängt ein großer Kranz aus Tannenzweigen. Übrigens selbst von ihm gebunden und dekoriert. Im Moment verschönt er nun den rückwärtigen Bereich und die Terrasse.

Seit fast zwölf Jahren sind wir nun schon zusammen, davon zehn als Ehepaar. Im vorigen Monat jährte sich erneut der Tag an dem ich ihn zum ersten Mal sah, meinen geliebten Schatz, meinen Traummann. Wir hatten einen ziemlich ungewöhnlichen Start. Denn bei unserer ersten Begegnung war er tot…



***



Ich erinnere mich noch so genau daran als wäre es heute.



Ich war Zivildienstleistender im Städtischen Krankenhaus, da ich mich gegen die Bundeswehr entschieden hatte. Nicht zuletzt wegen meiner Mutter, die der Meinung war sie hätte mich nicht zur Welt gebracht damit ich anderen als Kanonenfutter diene. Da ich mich außerdem für ein Medizinstudium interessierte war es eine perfekte Gelegenheit um schon mal ein wenig in den Arztberuf  reinzuschnuppern und zu sehen, ob das wirklich etwas für mich war. Jedenfalls hatte ich an dem besagten Morgen Frühdienst, war gerade aus dem Bus gestiegen und auf dem Weg zum Personaleingang als ich schon das Martinshorn hörte. Schnell sprang ich zur Seite, denn gerade raste der Rettungswagen mit Blaulicht die Auffahrt entlang und legte dann direkt vor der Notaufnahme eine Vollbremsung hin. Erschrocken sah ich wie ein Sanitäter die Tür aufriss und im selben Moment der Dienst habende Arzt mit zwei Krankenschwestern und der Notfallausrüstung angerannt kam.

Dann ging alles ganz schnell, ich hörte nur noch wie jemand laut und hektisch etwas von zweimaliger Wiederbelebung, gelegtem Tubus, Suizidversuch und erneutem Herzstillstand rief. Der Notfallarzt sprang in den Krankenwagen und begann sofort mit der Reanimation. Ich sah wie er mit Hilfe von Elektroschocks das Herz des Patienten wieder zum Schlagen brachte. Mittlerweile stand ich nur noch wenige Meter entfernt. Als die Trage dann aus dem Auto gehoben wurde sah ich in das blasse Gesicht des Mannes der versucht hatte sich umzubringen. Und obwohl er so kreidebleich war sah er wunderschön aus. Ich starrte ihn an und irgendetwas in mir wollte ihn am liebsten tröstend in den Arm nehmen. Schon seit ich 14 war wusste ich dass ich schwul war und der Typ da vor mir kam meiner Idealvorstellung von meinem Wunschpartner erschreckend nah. Eine schmale Statur und irgendwie zierlich. Noch so jung. Viel zu jung um schon zu sterben. Sein Anblick weckte augenblicklich in mir den Beschützerinstinkt. Heute weiß ich es war Liebe auf den ersten Blick.

Dann wurde er auch schon in die Notfallambulanz geschoben und ich ging verwirrt weiter Richtung Eingang um meinen Dienst zu beginnen.

Durch Zufall musste ich im Laufe des Tages auch zur Intensivstation um benutzte Betten gegen gereinigte und desinfizierte auszutauschen. Bei dieser Gelegenheit sah ich ihn wieder. Er lag in einem der Behandlungsräume, angeschlossen an piepsende Geräte und wurde künstlich beatmet. Er wirkte so verloren und hilflos wie er da so lag, seine dunkelbraunen, langen Locken klebten verschwitzt an seinem Kopf und auch im Gesicht. Die Augen mit den unglaublich langen Wimpern waren geschlossen. Unwillkürlich fragte ich mich was er wohl für eine Augenfarbe hatte. Erst Wochen später sollte ich erfahren dass sie fast die gleiche Farbe haben wie seine Haare. Nur ein wenig heller.

In diesem Moment ging eine der Krankenschwestern zu ihm und kontrollierte seine Unterarme. Erst jetzt fielen mir die dicken Verbände auf. Während ich noch bewegungslos die Schwester beobachtete kam Dr. Kemper dazu, ein alter Schulfreund meines Vaters. Ich hatte ihm den Tipp für meinen Zivildienst-Job zu verdanken. Natürlich wusste er auch dass ich beabsichtigte im nächsten Jahr mit meinem Medizinstudium zu beginnen und winkte mich zu sich.

Langsam trat ich näher und fragte nach der Art der Verletzung. Sorgenvoll sah er mich an und erklärte mir dass der Patient sich die Pulsadern aufgeschnitten habe. Und zwar in der festen Absicht zu sterben, denn er hatte nicht quer geschnitten wie die Meisten, sondern längs. Wer so schneide der meine es ernst. Und nur durch einen unglaublichen Zufall hätte ihn seine Schwester noch in allerletzter Sekunde gefunden und vor dem Verbluten bewahrt. Sonst läge er nun nicht hier im Bett sondern unten im Keller in der Pathologie.

In diesem Moment ertönte der maschinelle Alarm und zeigte einen erneuten Herzstillstand an. Entsetzt stand ich an der Wand und musste mit ansehen wie Dr. Kemper einmal mehr um das Leben des Patienten kämpfte. Ein Kollege kam eilig hinzu und ich wurde rausgeschickt.

Direkt nach Feierabend schlich ich erneut zur Intensivstation. Dr. Kemper war zufällig gerade wieder in dem Zimmer. Er wirkte sehr erschöpft und teilte mir mit dass er den Patienten heute schon dreimal wiederbeleben musste. Erschrocken fragte ich ihn warum das denn geschehen konnte. Er sah mich müde und resigniert an. „Manchmal wollen die Menschen einfach nicht mehr weiterleben. Sie haben aufgegeben und kämpfen nicht mehr um ihr Leben. Dann sind wir Ärzte an unseren Grenzen angekommen und können manchmal nichts anderes mehr tun als sie gehen zu lassen.“

Ich war damals noch sehr jung, naiv und voller Zuversicht. Das Gehörte widersprach allem woran ich glaubte. Erst im Laufe meines Studiums musste ich schmerzhaft und auf die harte Tour lernen dass auch Ärzte nicht allmächtig sind.

In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Immer wieder musste ich an Frederick Hansen denken, der da einsam auf der Intensivstation lag und den nur noch einige Maschinen am Leben hielten. Den Namen wusste ich aus seiner Krankenakte und er hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt.

Am nächsten Mittag lief ich in meiner Pause sofort wieder zu ihm. Erstaunt sah ich die junge Frau, die weinend an seinem Bett saß und seine Hand hielt. Seine Schwester, wie sie mir ein paar Minuten später erklärte. Sie war wohl froh jemanden zum Zuhören zu haben und ich freute mich so etwas mehr über Frederick zu erfahren.

Mirja, so ist der Name von Rickys Schwester, stand noch immer unter Schock. Kein Wunder wenn man seinen jüngeren Bruder im Badezimmer in einer großen Blutlache liegend findet, schon mehr tot als lebendig. Das war wohl mit einer der Gründe dass sie mir die ganze Geschichte erzählte. Nämlich dass ihr Bruder schwul sei und bis vor kurzem fest mit einem Studienkollegen zusammen war. Er stammte aus Saudi-Arabien und direkt nach seinem erfolgreichen Abschluss verlangte sein Vater dass er nach Hause zurückkehrte um sich zu vermählen. Mit einem Mädchen, das seine Eltern für ihn bestimmt hatten. Eine so genannte arrangierte Ehe. Und anstatt zu Frederick und ihrer Liebe zu stehen trennte er sich von ihm. Und das laut Mirja anscheinend auf eine sehr verletzende Weise. Indem er ihm nämlich brutal ins Gesicht sagte dass Ricky nur eine kleine Episode in seinem Leben gewesen sei und er nun heiraten und eine Familie gründen wolle, so wie seine Eltern das für ihn vorgesehen hätten. Rickys Flehen ignorierte er und stieg drei Tage zuvor ohne Abschied ins Flugzeug. Noch nicht einmal auf Anrufsversuche oder Mails reagierte er und sein verlassener Freund blieb verzweifelt zurück.

Das alles hatte er noch am frühen Morgen seiner Schwester bitterlich weinend am Telefon erzählt. Als diese höchst alarmiert und besorgt zu ihm eilte, er aber auf ihr Klingeln hin nicht die Tür öffnete, schloss sie mit ihrem Ersatzschlüssel auf. So fand sie ihn dann mit aufgeschlitzten Pulsadern schon fast verblutet in seinem Badezimmer. Glücklicherweise lagen Handtücher griffbereit im Regal und so konnte sie ihm die Arme abbinden und den Notarzt rufen.

Ich war mehr als nur geschockt als ich das hörte. Wie konnte dieser Mann nur so herzlos sein zu dem Menschen, der ihn über alles liebte, sogar mehr als sein Leben. Ich verabschiedete mich nun fürs erste von seiner Schwester, denn ich musste zurück zu meiner Arbeit. Als ich am Nachmittag zurückkehrte war sie nicht mehr da. Stattdessen stand wieder Dr. Kemper am Bett und sah besorgt auf die Anzeigen der Instrumente. Allerdings fiel mir sofort auf dass Frederick nicht mehr intubiert war. Der Arzt erklärte mir dass er zwar wieder selbstständig atmen würde aber immer noch im Koma lag.

Kaum zuhause recherchierte ich den ganzen Abend im Internet über Komapatienten. Immer wieder las ich Berichte davon dass es angeblich nützen sollte wenn man mit ihnen sprach. Und genau das tat ich dann in den nächsten Tagen und Wochen. In jeder freien Minute saß ich an Rickys Bett, hielt seine Hand und bat ihn darum nicht aufzugeben. Ich sprach von allem möglichen, vom Wetter, meinem Job und auch davon dass ich auch schwul sei. Dass wir doch mal etwas zusammen unternehmen könnten wenn er wieder wach sei. Oft kam auch seine Schwester hinzu oder wir wechselten uns ab. Sie war mir sehr sympathisch und wir freundeten uns an. Sie merkte schnell dass ich genau so tickte wie ihr Bruder und sagte irgendwann dass sie ihm so einen Freund wie mich wünschen würde. Als ich einmal nach ihren Eltern fragte erfuhr ich, dass diese schon vor Jahren bei einem Autounfall verunglückt waren. Sie hatte nur noch ihren Bruder und schreckliche Angst davor ihn auch noch zu verlieren.

Heute weiß ich von Ricky dass er damals tatsächlich zeitweilig unsere Stimmen wie aus weiter Ferne gehört hatte. Besonders meine Bitte weiter zu leben, weil es doch noch so viele schöne Dinge zu entdecken gab, die das Leben lebenswert machen.

Dann kam der erste Weihnachtsfeiertag und ich hatte wieder Dienst. Danach saß ich an Rickys Bett und hielt seine Hand in meiner. Mittlerweile waren die Verbände verschwunden und die Fäden gezogen. Nur zwei halb verheilte, lange rote Narben an seinen Unterarmen erinnerten noch an den glücklicherweise erfolglosen Suizidversuch. Gerade als ich ihm vom Heiligen Abend bei meinen Eltern erzählte wurde das Piepsen des EKGs immer schneller. Besorgt sah ich auf und direkt in Rickys samtbraune Augen. Er war aufgewacht. Sofort drückte ich auf den Alarmknopf und kurze Zeit später war Dr. Kemper da um ihn zu untersuchen.

In den nächsten Wochen und Monaten kamen wir uns dann allmählich immer näher, aus anfänglicher Freundschaft wurde innige Liebe. Ich ermutigte Ricky auch zu einer Therapie, in der er seinen Selbstmordversuch und die unschöne Trennung von seinem Ex verarbeitete.

Nie werde ich unseren ersten Kuss vergessen. Es regnete in Strömen und er holte mich an einem Freitagnachmittag nach der letzten Vorlesung ab. Wir rannten zu meiner kleinen Studentenbude. Bis wir dort ankamen waren wir schon bis auf die Haut durchnässt. Im Badezimmer landeten dann unsere Klamotten auf dem Boden. Als wir uns dann nackt gegenüber standen konnten wir die Augen nicht voneinander lassen. Und nicht nur die Augen. Na ja, ehrlich gesagt haben wir uns dann nicht nur geküsst sondern es wurde unser wunderschönes und zärtliches erstes Mal. Seitdem schwebe ich im Siebten Himmel. Immer noch.




Heute bin ich übrigens selbst Arzt  und arbeite in der Notfallambulanz. Fast täglich fechte ich meinen persönlichen Kampf aus mit meinem erbittertsten Gegner, dem Tod. Und auch wenn ich oft siege, daran dass es immer wieder passiert und ich Patienten an diesen unbarmherzigen Feind verliere, werde ich mich wohl nie gewöhnen können. Aber ich gebe nicht auf. Niemals! Rickys Schicksal hat mich gelehrt dass es sich lohnt um jedes einzelne Leben zu kämpfen.




***



Während ich meinen Erinnerungen nachhänge beginnt es zu schneien. Dicke, weiße Schneeflocken schweben langsam zu Erde. Dann klappt es wohl doch noch in diesem Jahr mit der weißen Weihnacht. Als ich gerade zurück in die Küche gehen will um mir eine zweite Tasse Kaffee einzugießen kommt mein Angetrauter duchgefroren herein. Glücklich lacht er mich an und schlüpft aus seinen Stiefeln. Jacke, Mütze und Handschuhe landen auf einem der Sessel. Bedeutungsvoll zwinkere ich ihm zu und schaue ich nach oben zur Decke. Da hängt ein Mistelzweig. Er folgt grinsend meinem Blick und ist mit zwei Schritten bei mir. Wie von selbst finden sich unsere Lippen. An diese Art von Weihnachtsdekoration könnte ich mich glatt gewöhnen!

Als er dann allerdings seine eiskalten Hände unter mein Shirt schiebt keuche ich erschrocken. Brrrr kalt! Na warte, das verlangt nach Rache der besonderen Art!
Ich schnappe mir Ricky und werfe ihn mir problemlos über die Schulter. Er wehrt sich nur halbherzig während ich ihn an dem bescheuerten Tannenbaum vorbei, der uns diesmal ein „Merry Christmas!“ hinterher ruft, die Treppe hinauf zurück in unser Schlafzimmer trage. Nachdem ich ihn runtergelassen habe schubse ich ihn aufs Bett. Schließlich muss ich ihn doch aufwärmen. Natürlich ganz uneigennützig. Denn als Arzt kann ich es unmöglich verantworten dass er Weihnachten krank ist und ich habe da so meine Methoden bei denen ihm ganz schnell heiß wird. Mir übrigens auch. Aber jetzt kann ich nicht mehr denken, denn da sind Rickys streichelnde Hände, sein Mund und sein nachgiebiger Körper, der sich an mich drängt. Unsere Klamotten landen schnell auf dem Boden. Als ich mich nach zärtlicher Vorbereitung in ihm versenke und Minuten später sein Sperma warm in meine Hand läuft bin ich nur noch glücklich und einmal mehr heilfroh darüber, dass ihn seine Schwester damals noch rechtzeitig gefunden hat. Und jedes Jahr auf Neue bin ich dankbar für mein allerschönstes Weihnachtsgeschenk. Ricky!

Mit etwas Verspätung wird es dann doch noch ein Aufwachen wie ich es mir vorgestellt habe. Sogar noch viel, viel besser!




~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

*schnüff* Schön, gelle <3

Morgen sind wir dann bei Chris P. Rolls zu Gast.



Sonntag, 8. Dezember 2013

Türchen No. 8



Tadaaaa... Es ist Besuch da :D

Herzlich Willkommen auf meinem Blog Marie-Jeanne! 

Marie-Jeanne ist zum zweiten Mal Gast bei mir und ab nächstes Jahr kriegt sie ein eigenes Passwort :)

Da die diesjährige Geschichte auf die vom letzten Jahr aufbaut, hier noch einmal der Link zum letzjährigen Adventstürchen, für die 1,9 Mill. Leser die letztes Jahr noch nicht dabei waren.

http://sigridfrings.blogspot.de/2012/12/alle-jahre-wieder-by-marie-jeanne.html?zx=256e750319641a78

Und nun, geht es los. 

Viel Vergnügen!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Ich hasse Weihnachten. Wie immer. Wie auch schon letztes Jahr, als Sie schon einmal von mir und meinem Leben als Geschenkpapierdesignerelf im Weihnachts-Wunderland lesen durften. 
Inzwischen sind fast wieder dreihundertfünfundsechzig Tage vergangen, Tage, in denen ich zwischen Himmel - Freizeit - und Hölle - mein Job - schwebte. Christ und ich sind in der Kusszählung bei sechstausenddreihundertsechsundneunzig Küssen angelangt. 
Doch im Moment lässt mich nicht mal die Erinnerung an die heutige Abschiedsknutscherei lächeln. Denn genau die ist das heutige Problem.

Alle Jahre wieder - die Zweite



Es ist jedes Jahr dasselbe. Da sitzt man ganz harmlos in seiner Malstube und überlegt sich irgendein Muster für Geschenkpapier, denkt darüber nach, dass Christ heute Abend mit dem Kochen dran ist und ob man es positiv sieht oder eher realistisch und sich direkt Magentabletten kaufen geht, da geht die Tür auf und mein Bruder Larry stolpert in mein Büro.

„Barry!“, ruft er, das Gesicht hinter einem Stapel von Geschenkpapierrollen verborgen.

„Was ist denn?“, antworte ich entnervt. Wenn Larry hier auftaucht, ist immer klar, dass etwas Unangenehmes auf mich zukommt. 

„Hier ist der Stapel mit genehmigtem Papier. Ich glaube, dass Christ nicht sehr begeistert von dem homoerotischen ist. Er ist ganz rot geworden, als er es gesehen hat. So ein Spießer ...“, verkündet mein etwas infantiler Bruder, dem das Wort „homoerotisch“ sichtliche Schwierigkeiten bereitet. Wobei ich nicht so gemein sein sollte, immerhin kann er nichts für den ausgemusterten Christbaum, der auf seinem Kopf gelandet ist.
Natürlich mag Christ das Papier für die Homos nicht. Er hat auch ewig gebraucht, um sich einzugestehen, dass er in mich verliebt ist. Ewig und ein paar Glühwein. Mit Schuss. Einem großzügigen Schuss.
Schwule sind ihm unheimlich, manchmal habe ich das Gefühl, er weiß gar nicht, dass ich ein männlicher Elf bin. Und wir sind seit fast sechs Jahren zusammen.
Sechsmal Planung, Vorbereitung, Einsatzbesprechung und der Tag X. 
Wir schlafen seit sechs Jahren beinahe jede Nacht nebeneinander ein und wachen morgens gemeinsam auf. Beim Zähneputzen stehe ich muffelig neben ihm, beim Duschen sehe ich ihm schmunzelnd zu und wenn er sich den Pullover über den Kopf gezogen hat, raube ich ihm ein Küsschen. 
Seine Wangen sind dann immer gerötet und irgendwie niedlich, er sieht verlegen aus wie ein kleiner Junge, obwohl er schon so lange existiert und an die zwei Meter groß ist und die breitesten, wundervollsten Schultern der Weihnachts-Wunderwelt hat.

Ich werde von Larry aus den Gedanken gerissen, der mir die genehmigten Papiere auf die Schreibtischplatte fallen lässt. Begraben von Fetzen bunter Geschenkpapiere funkle ich meinen älteren Bruder an.
Er schaut beinahe ausdruckslos zurück, dann kann ich förmlich zusehen, wie ein Gedanke sein Gehirn verlässt, als Aufblitzen durch die Augen wandert und schließlich über die Lippen kommt: „Christ will dich sehen.“

„Gnah“, maule ich. Offizielle Termine bei Christ enden immer mit einem Tag, an dem meine Kusszählung versaut wird. Denn er will dann nicht mehr geküsst werden, sondern mit verschränkten Armen auf seinem Angeber-Bürostuhl hinter dem breiten Schreibtisch sitzen und mich mit zusammengezogenen Augenbrauen anstarren. Was hab ich denn nun schon wieder falsch gemacht? An dem Geschenkpapier kann es kaum liegen, diese Diskussionen spart Christ sich inzwischen. Gut für ihn.
Seufzend stehe ich auf, grabsche nach meiner Ringelmütze, die alle Elfen tragen müssen und die ich immer achtlos neben mich schmeiße, und mache mich auf den Weg zu Christs Büro. Die blöden Glöckchen auf meinen Schuhen bimmeln. Das macht meine böse Miene natürlich kaputt und ich wirke so gefährlich wie ein Wattebausch.

Fest klopfe ich an die stabile Eichentür, kurz darauf ertönt Christs tiefe Stimme: „Herein!“ Mit einem tiefen Einatmen drücke ich die Klinge herunter und stoße die Tür auf.
„Du hast mich rufen lassen?“, frage ich und lasse mich auf den Besucherhocker plumpsen. 

„Das habe ich“, bestätigt Christ, sieht jedoch nicht auf und zeichnet weiter an irgendeinem Plan herum. Neugierig schaue ich auf das Blatt Papier, scheinbar arbeitet Christ an der diesjährigen Flugroute vom Weihnachtsmann. Dieses Jahr muss sie sehr genau sein. Rudolf, der sonst navigiert, hat sich bei einem Stelldichein hinter dem Stall erkältet. 
Santa kann man das nicht planen lassen, er verschätzt sich schon jedes Jahr in Bezug auf den Umfang seines Bauches und dem Fassungsvermögen von Kaminschächten.

Irgendwann wird es mir jedoch zu dumm zu warten, deshalb sage ich: „Christ, jetzt erklär´ mir schon, was ich dieses Mal wieder verbrochen habe.“

Mein Riese schnaubt und blickt auf. Seine Augen wollen mich durchbohren, doch der böse Blick von Christ ist nichts gegen meinen, deshalb hat er nicht wirklich Wirkung auf mich.
„Dein Geschenkpapier!“, presst er hervor.

„Welches denn?“, stelle ich mich dumm.

„Das mit den ... Schwulen.“

Nichtssagend zucke ich mit den Schultern. „Was ist damit?“

„Diese Kerle sehen aus wie ... wie wir. Und ich will nicht, dass man mich beim Sex sehen kann. Niemand weiß von unserer Beziehung und so würde ich es gerne weiterhin halten“, rückt er mit der Sprache heraus. 

„Elende Zuckerstange! Christ! Wir sind seit fast sechs Jahren zusammen und ich habe es so satt, so tun zu müssen, als wären wir nur Mitbewohner. Und abgesehen davon sehen diese Beiden uns nicht ähnlich. Große dunkelhaarige Männer und kleinere Blonde gibt es viele und eine zufällige Ähnlichkeit zu lebenden oder verstorbenen Personen ist unbeabsichtigt und ... naja ... zufällig eben!“
Mein Ton wird lauter. Dieser Teil unserer Beziehung sitzt wie ein Stachel in meinem Fleisch. Ich würde so gerne endlich nicht mehr über die Schulter sehen müssen, bevor ich meinen Freund küsse. Trotzdem respektiere ich Christs Wunsch, aber es fällt schwer und tut weh, wenn wieder eine der dämlichen Eisfeen sich in Christs Richtung räkelt und er dümmlich grinst.

„Du willst mich schon ewig dazu überreden, das mit uns öffentlich zu machen. Hör auf, es allen mittels irgendwelcher Zeichnungen zeigen zu wollen! Das Vertauschen von Haarfarben ist nicht genug für die Geheimhaltung!“
Christ ist aufgestanden, seine großen Hände hat er zur Verdeutlichung auf die Tischplatte geknallt. Zornige Röte hat seinen Hals eingenommen und eine Ader an seiner Schläfe pocht hektisch.
Seine Wut würde auf die meisten anderen einschüchternd wirken, doch mir schwillt mächtig der Kamm. 
„Schön“, spucke ich ihm entgegen. „Schön. Dann mache ich es nicht öffentlich. Man muss ja nichts bekannt geben, was nicht mehr da ist. Such dir ´ne Eisfee, ich schnappe mir einen hübschen Rentierpfleger. Oder ich bandle mit dem Geist der vergangenen Weihnacht an. Der steht wenigstens dazu, dass er auf nette kleine Elfen steht!“
Mit diesen Worten verlasse ich das Büro meines Freundes ... Exfreundes.

Verdammte Zuckerstange! 

Ich habe gerade mit der Liebe meines Lebens Schluss gemacht. Aber ich bin zu wütend und zu stolz, um zurückzugehen. Es ist Christs Schuld! Immerhin verschweigt er mich wie ein peinliches Geheimnis.

Beim hastigen Packen meiner Sachen weigere ich mich noch zu heulen. Fast wie ein winziger Kindergartenelf, der schon wieder gezwungen wird, den Schlitten des Weihnachtsmannes - der vom dicksten Elfenkind dargestellt wird - zu spielen.
Die Tränen kullern erst, als ich nach Feierabend im totenstillen Bürotrakt mein Lager aufschlage. Um mich herum schwebt Geschenkpapier, auf dem mich Reihen von blöd grinsenden Schneeflöckchen zu verspotten scheinen.
„Blödes Weihnachten, blöder Job, blöder Christ!“, lamentiere ich vor mich hin, bis ich irgendwann einschlafe.

oOo

Ganze vier Tage nächtige ich in meinem Büro, dann steht die Weihnachtsfeier der Belegschaft an. Leider besteht dort Anwesenheitspflicht, sonst würde ich nicht hingehen. An Schlaf war nicht wirklich zu denken in letzter Zeit, denn Christ hat sich immer wieder an den Zeichentischen der anderen Elfen herumgetrieben. Die designen aber Spielzeug. Scheinbar steht er auf Elfen am Zeichenbrett.
Auf der Weihnachtsfeier ist es Tradition, dass wir uns untereinander Kleinigkeiten schenken. 
Die Mitbringsel von Christ und mir - immerhin eine offizielle Wohngemeinschaft - habe ich schon vor ein paar Wochen eingepackt. Nettes, harmloses Geschenkpapier mit Blautannen und dem Weihnachtsstern drauf. So nichtssagend, dass nicht mal Christ etwas dagegen sagen könnte.

Während dem ganzen Geraschel beim Verteilen der Geschenke blicke ich nicht auf, als Letztes verteilt immer Christ unsere Päckchen. 
Urplötzlich verstummen alle Gespräche, ich blicke irritiert auf und sehe mich einer Vielzahl überraschter Blicke gegenüber.
„Was ...?“, frage ich leise meinen Sitznachbarn, den Geist der zukünftigen Weihnacht. Er verzieht sein Skelettgesicht zu einem Grinsen und deutet auf eines der Päckchen, die vor ihm stehen.
Verwirrt folge ich seinem Fingerzeig und muss nach Luft schnappen.

Das flache Päckchen ist mit einem Papier eingepackt, das ich nicht erstellt habe. Denn es zeigt das Motiv von einem großen blonden Mann, der einem kleineren braunhaarigen Lockenkopf einen sanften Kuss auf die Nasenspitze gibt. Über ihnen schwebt ein Herz. 
Das sind Christ und ich auf dem Papier.
Und es gibt nichts zu fehlinterpretieren.

Beim heiligen Geschenkestrumpf! 

„Ähm ...“ Mehr will mir nicht über die Lippen kommen, so geschockt bin ich. Ich suche den Blick von Christ, verhake meinen mit seinem und versuche das Lächeln hinein zu legen, das meinen Mund noch nicht erreicht hat.

„Es ist ja nicht so, als würden wir es nicht schon längst alle wissen, aber das ist die schönste Art, eine Beziehung bekannt zu geben“, lächelt der Weihnachtsmann.

„Ihr wusstet es?“, ertönt da Christs Stimme. „Woher?“

„Du bist ein schlechter Schauspieler, Christ“, antwortet mein Bruder Larry. Sogar Larry hat es kapiert?! 

Sie alle lachen, der Geist der zukünftigen Weihnacht klopft mir auf die Schulter, was mich fast zusammenbrechen lässt. „Jetzt geh schon zu ihm hin, er hat sich wirklich Mühe gegeben“, fordert er mich auf.

Wackelig stehe ich auf und wanke auf Christ zu. Er erwartet mich, doch bevor er mich in die Arme schließt, wartet er mein ermunterndes Nicken ab. 
Und dann küsst er mich.
 Sechstausenddreihundertsiebenundneunzig.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Hier geht esmorgen weiter http://crazykath74.blogspot.de/


Ich danke Marie-Jeanne noch noch einmal für ihren wunderschönen Beitrag und wünsche euch einen schönen 2.ten Advent!

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Erinnerungen an den Sommer

Türchen Nr. 4


Man bin ich aufgeregt...

Heute dürft Ihr bei mir ein Türchen öffnen und ich heiße Euch alle herzlich Willkommen. Als Karo nach einem Beitrag fragte, hatte ich das hier sofort im Sinn. Ich habe versucht es auf den Winter umzuschreiben, aber die Muse wollte es so haben und nicht anders (die sind ja soooo stur, die Musen *tss* ). Also müsst Ihr mit mir zurück in den Sommer. Ich hoffe Ihr habt Euren Spaß!

Ein herzliches Danke schön geht an Janine Sanders für die wunderschönen Kalendermotive (ich nehme den rechts!) und an Karo die sich schon zum zweiten Mal die Mühe macht. Karo, dir ist hoffentlich klar, dass das ab nächstes Jahr als Tradition gilt! :)

Na denn ...

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



„Man komm, du Nase. Jetzt mach voran. Das wird ein Spaß!“ 

So ganz überzeugt war ich nicht. CSD in Köln. Oder eher Cologne Pride. Und, nein wir waren nicht auf dem Weg zum Umzug.

Wie? Wer? Na wir! Ich und Kalle. Upps. Stimmt, der Esel nennt sich immer zuletzt. Also Kalle und ich!

Jedenfalls sind wir Freunde von Kind an. Sagt man doch so, oder?  Wir sind zusammen in die Schule gekommen und saßen zufällig nebeneinander. Vielleicht fand unser Lehrer es auch lustig zwei Kinder mit dem Nachnamen Schmitz nebeneinander sitzen zu haben. Und zwei Karls.
Ich weiß es klingt absolut ausgedacht, aber wir zwei heißen wirklich gleich. Naja, fast gleich. Er heißt Karl Schmitz und ich Karl-Elmar Schmitz. Ich habe keine Ahnung was meine Eltern sich dabei gedacht haben aber ich bin wirklich sauer auf die Hebamme die meinen Eltern nach der Verkündung des Namens nicht den Kopf gewaschen hat. Jedenfalls heiße ich nach meinen beiden Großvätern und vielleicht sollte ich dem Universum dankbar sein das meine Opis nicht Mombert und Adolf heißen. Wir beide, also Kalle und ich, wohnen aber wenigstens nicht im gleichen Ort. Karl, genannt Kalle, wohne im Nachbarort, ganze 2,3 KM entfernt. Für Großstädter ein Katzensprung, für uns Landeier eine  enorme Strecke wenn man sie mit dem öffentlichen Nahverkehr überbrücken muss. Nach dem Wechsel ans Gymnasium bekamen wir beide die Erlaubnis mit dem Fahrrad die Straßen unsicher zu machen und von da an, waren wir komplett unzertrennlich.

Natürlich besuchen wir dasselbe Gymnasium.  Um uns zumindest verbal unterscheiden zu können, ruft mich die Welt seit dem KL ausgesprochen Ka-El.  Das brachte Kalle natürlich sofort auf die Idee  mich ab und an Superman zu nennen. Und das erst recht, seit dem wir erfolgreich einem gemeinsamen Hobby frönen . Gewichte stemmen. Ich zeige nämlich deutlich  mehr Neigung zur Muskelbildung als er. Laut Kalle heiße ich jetzt nicht nur wie Superman, sondern habe auch Muskeln wie der Mann aus Stahl.

Gewachsen sind wir beide auch ein bisschen, seit unserer Einschulung.  Er hat es auf  190 cm geschafft, ich auf 188cm. Und auch optisch sind wir eigentlich ganz ansehnlich. Normal eben.

Apropos, normal. Also ich bin wohl nicht normal, denn was Kalle nicht weiß, ich bin schwul.  Definitiv. Woher ich das weiß? Mädchen lassen mich kalt. Da hat nicht mal Pelé mit seinen blauen Pillen eine Chance. Aber ein gut gebauter Kerl. Sagen wir so 190 cm mit guten Muskeln, vielleicht nicht ganz so ausgeprägt wie meine Muckis. Aber so einer, macht mich scharf. Kommt euch bekannt vor, die Beschreibung? Tja, wieso wohl!?  Mein Freund Kalle, mein schöner, großer, gutgebauter, langjähriger und ich befürchte heterosexueller Freund, ist leider der Mensch den ich will. Er ist der Mensch, den ich küssen und lieben möchte. Ich möchte ihn schmecken, verwöhnen, streicheln, jeden Fleck seines Körpers schmecken. Ich will ihn flachlegen und auf Knien nehmen. Ich will dass er mich nimmt. Liegend, kniend, stehend. In der Dusche, auf dem Küchentisch und auf jedem cm meines Bettes.

Leider lässt mich so gar nichts hoffen.

Kalle hat und hatte nie eine Freundin. Aber er hat sich auch nie nach einem Kerl umgesehen.
Vor zwei Monaten kam er dann auf die Wahnsinnsidee einige Veranstaltungen des CSD’s in Köln  zu besuchen. „Och komm, Superman. Das wird ein Spaß!“ so seine hochheiligen Worte damals.

Und so stehe ich jetzt hier, in meinem Zimmer, süße 18 Jahre alt, kurz vor dem Abitur und mir geht der Arsch auf Grundeis. Wir gehen zum Veedels-Fest. Dem Straßenfest  im  Kölner Bermudadreieck . Alles was auch nur irgendwie auf das eigene Geschlecht steht, feiert über mehrere Straßen hinweg. Es ist laut, es ist Party und es ist voll.  

„KL! Komm jetzt endlich. Ich will Party machen!“

„Halt‘ die Füße ruhig, du Lulatsch.“ brülle ich zurück, “Ich bin ja schon unterwegs.“

Es ist nicht voll. Es ist brechend voll. Aber  Petrus meint es auch mal wieder sehr gut mit den Kölnern. Den ganzen Tag über war der Himmel blau und die Sonne trieb das Thermometer  auf über 30 Grad . Dementsprechend warm ist es jetzt um acht Uhr abends noch. Ein Großteil der Jungs hier ist dem Wetter angepasst angezogen. Wahnsinn, es gibt Kleidung, die erreicht, das man mit ihr nackter aussieht als ganz ohne Kleidung. Und davon gibt es hier wirklich viel zu sehen. Ansonsten ist das Publikum gemischt. Männer jeden Alters und jedweder Statur. Wobei die gut gebauten überwiegen. Allerdings sieht man nur wenige Frauenpaare und noch weniger unterstützende Heteros. 

Und mittendrin wir zwei Landeier.

Wir haben die Schaafenstraße  noch nicht ganz betreten, da meine ich bereits abcheckende Blicke zu spüren. Das ist natürlich Blödsinn aber so fühlt es sich an. Alle wollen Kalle. Aber der will Euch nicht. So! Der will Mädchen. Vielleicht! Aber wenn nicht, dann will er mich! Das ist mein Kerl! Hoffe ich … wünsche ich mir. 

Zielsicher steuert er die erste Bierbude an und bestellt zwei Kölsch.

“Hier Superman, für dich.“ Interessiert sieht er sich um. „Und? Denkst du hier ist was für dich dabei?“ 

Heilige Scheiße! Ich verschlucke mich fast an meinem Kölsch.

„Was?“

 „KL, denkst du wirklich ich hätte nicht gemerkt, dass du schwul bist? Wir kennen uns schon so lange. Du hast mir noch nie was vor machen oder verschweigen können.”

Das stimmt, während er für mich ganz oft ein Buch mit sieben Siegeln ist, bin ich für ihn eher das berühmte offene Buch. Rot wie eine Tomate, gucke ich ihn an.

„Ja. Öhm. Na ja. Vor zwei Jahren habe ich gedacht, vielleicht geht es wieder weg. Aber jetzt hatte ich einfach nur Schiss dir was zu sagen.“ Erwidere ich stotternd, er aber lacht mich nur an.

„KL, jetzt sage ich dir mal was, ich weiß dass du schwul bist und dass du auf mich stehst. Ja, guck du nur. Natürlich, weiß ich das. Du starrst mich an, wenn du denkst ich sehe es nicht. Du bist nervös wenn ich dir beim Training zu nahe komme oder wir uns umziehen. Du hast einen Ständer wenn ich aus der Dusche komme.“ 

Entsetzt sehe ich Kalle an. Wo ist das Loch im Boden wenn man es mal braucht.

„Es tut mir leid, Kalle. Ich wollte das nicht. Ich werde unsere Freundschaft nicht auf‘s Spiel setzen…“

„KL!“ unterbricht er mich. „KL, lass mich ausreden…hör mir zu. Vergiss unsere Freundschaft. Meinst du nicht ich komme dir beim Training mit Absicht so nahe? Hast du noch viele andere gesehen, die im Studio nach dem Training, nackt aus der Dusche in die Umkleide kommen? Das halbe Studio amüsiert sich über uns, na ja insbesondere über mich.  KL, ich bin doch auch schwul und ich liebe dich auch. Aber egal was ich mache, du raffst es nicht. Und darum sind wir heute hier. Um uns zu feiern. Dich, mich und unsere hoffentlich lang anhaltende Beziehung. Und jetzt: Küss mich endlich!“



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Morgen sind wir dann zu Gast bei Caitlin Daray




... außerdem habe ich Bloggäste. Am 08.12. und am 14.12. posten Jean Marie Rimpler bzw. Rita Sachs ihre Adventstürchengeschichten hier bei mir. 

Bis dahin wünsche ich Euch eine wunderschöne Adventszeit!