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Mittwoch, 4. Dezember 2013

Erinnerungen an den Sommer

Türchen Nr. 4


Man bin ich aufgeregt...

Heute dürft Ihr bei mir ein Türchen öffnen und ich heiße Euch alle herzlich Willkommen. Als Karo nach einem Beitrag fragte, hatte ich das hier sofort im Sinn. Ich habe versucht es auf den Winter umzuschreiben, aber die Muse wollte es so haben und nicht anders (die sind ja soooo stur, die Musen *tss* ). Also müsst Ihr mit mir zurück in den Sommer. Ich hoffe Ihr habt Euren Spaß!

Ein herzliches Danke schön geht an Janine Sanders für die wunderschönen Kalendermotive (ich nehme den rechts!) und an Karo die sich schon zum zweiten Mal die Mühe macht. Karo, dir ist hoffentlich klar, dass das ab nächstes Jahr als Tradition gilt! :)

Na denn ...

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„Man komm, du Nase. Jetzt mach voran. Das wird ein Spaß!“ 

So ganz überzeugt war ich nicht. CSD in Köln. Oder eher Cologne Pride. Und, nein wir waren nicht auf dem Weg zum Umzug.

Wie? Wer? Na wir! Ich und Kalle. Upps. Stimmt, der Esel nennt sich immer zuletzt. Also Kalle und ich!

Jedenfalls sind wir Freunde von Kind an. Sagt man doch so, oder?  Wir sind zusammen in die Schule gekommen und saßen zufällig nebeneinander. Vielleicht fand unser Lehrer es auch lustig zwei Kinder mit dem Nachnamen Schmitz nebeneinander sitzen zu haben. Und zwei Karls.
Ich weiß es klingt absolut ausgedacht, aber wir zwei heißen wirklich gleich. Naja, fast gleich. Er heißt Karl Schmitz und ich Karl-Elmar Schmitz. Ich habe keine Ahnung was meine Eltern sich dabei gedacht haben aber ich bin wirklich sauer auf die Hebamme die meinen Eltern nach der Verkündung des Namens nicht den Kopf gewaschen hat. Jedenfalls heiße ich nach meinen beiden Großvätern und vielleicht sollte ich dem Universum dankbar sein das meine Opis nicht Mombert und Adolf heißen. Wir beide, also Kalle und ich, wohnen aber wenigstens nicht im gleichen Ort. Karl, genannt Kalle, wohne im Nachbarort, ganze 2,3 KM entfernt. Für Großstädter ein Katzensprung, für uns Landeier eine  enorme Strecke wenn man sie mit dem öffentlichen Nahverkehr überbrücken muss. Nach dem Wechsel ans Gymnasium bekamen wir beide die Erlaubnis mit dem Fahrrad die Straßen unsicher zu machen und von da an, waren wir komplett unzertrennlich.

Natürlich besuchen wir dasselbe Gymnasium.  Um uns zumindest verbal unterscheiden zu können, ruft mich die Welt seit dem KL ausgesprochen Ka-El.  Das brachte Kalle natürlich sofort auf die Idee  mich ab und an Superman zu nennen. Und das erst recht, seit dem wir erfolgreich einem gemeinsamen Hobby frönen . Gewichte stemmen. Ich zeige nämlich deutlich  mehr Neigung zur Muskelbildung als er. Laut Kalle heiße ich jetzt nicht nur wie Superman, sondern habe auch Muskeln wie der Mann aus Stahl.

Gewachsen sind wir beide auch ein bisschen, seit unserer Einschulung.  Er hat es auf  190 cm geschafft, ich auf 188cm. Und auch optisch sind wir eigentlich ganz ansehnlich. Normal eben.

Apropos, normal. Also ich bin wohl nicht normal, denn was Kalle nicht weiß, ich bin schwul.  Definitiv. Woher ich das weiß? Mädchen lassen mich kalt. Da hat nicht mal Pelé mit seinen blauen Pillen eine Chance. Aber ein gut gebauter Kerl. Sagen wir so 190 cm mit guten Muskeln, vielleicht nicht ganz so ausgeprägt wie meine Muckis. Aber so einer, macht mich scharf. Kommt euch bekannt vor, die Beschreibung? Tja, wieso wohl!?  Mein Freund Kalle, mein schöner, großer, gutgebauter, langjähriger und ich befürchte heterosexueller Freund, ist leider der Mensch den ich will. Er ist der Mensch, den ich küssen und lieben möchte. Ich möchte ihn schmecken, verwöhnen, streicheln, jeden Fleck seines Körpers schmecken. Ich will ihn flachlegen und auf Knien nehmen. Ich will dass er mich nimmt. Liegend, kniend, stehend. In der Dusche, auf dem Küchentisch und auf jedem cm meines Bettes.

Leider lässt mich so gar nichts hoffen.

Kalle hat und hatte nie eine Freundin. Aber er hat sich auch nie nach einem Kerl umgesehen.
Vor zwei Monaten kam er dann auf die Wahnsinnsidee einige Veranstaltungen des CSD’s in Köln  zu besuchen. „Och komm, Superman. Das wird ein Spaß!“ so seine hochheiligen Worte damals.

Und so stehe ich jetzt hier, in meinem Zimmer, süße 18 Jahre alt, kurz vor dem Abitur und mir geht der Arsch auf Grundeis. Wir gehen zum Veedels-Fest. Dem Straßenfest  im  Kölner Bermudadreieck . Alles was auch nur irgendwie auf das eigene Geschlecht steht, feiert über mehrere Straßen hinweg. Es ist laut, es ist Party und es ist voll.  

„KL! Komm jetzt endlich. Ich will Party machen!“

„Halt‘ die Füße ruhig, du Lulatsch.“ brülle ich zurück, “Ich bin ja schon unterwegs.“

Es ist nicht voll. Es ist brechend voll. Aber  Petrus meint es auch mal wieder sehr gut mit den Kölnern. Den ganzen Tag über war der Himmel blau und die Sonne trieb das Thermometer  auf über 30 Grad . Dementsprechend warm ist es jetzt um acht Uhr abends noch. Ein Großteil der Jungs hier ist dem Wetter angepasst angezogen. Wahnsinn, es gibt Kleidung, die erreicht, das man mit ihr nackter aussieht als ganz ohne Kleidung. Und davon gibt es hier wirklich viel zu sehen. Ansonsten ist das Publikum gemischt. Männer jeden Alters und jedweder Statur. Wobei die gut gebauten überwiegen. Allerdings sieht man nur wenige Frauenpaare und noch weniger unterstützende Heteros. 

Und mittendrin wir zwei Landeier.

Wir haben die Schaafenstraße  noch nicht ganz betreten, da meine ich bereits abcheckende Blicke zu spüren. Das ist natürlich Blödsinn aber so fühlt es sich an. Alle wollen Kalle. Aber der will Euch nicht. So! Der will Mädchen. Vielleicht! Aber wenn nicht, dann will er mich! Das ist mein Kerl! Hoffe ich … wünsche ich mir. 

Zielsicher steuert er die erste Bierbude an und bestellt zwei Kölsch.

“Hier Superman, für dich.“ Interessiert sieht er sich um. „Und? Denkst du hier ist was für dich dabei?“ 

Heilige Scheiße! Ich verschlucke mich fast an meinem Kölsch.

„Was?“

 „KL, denkst du wirklich ich hätte nicht gemerkt, dass du schwul bist? Wir kennen uns schon so lange. Du hast mir noch nie was vor machen oder verschweigen können.”

Das stimmt, während er für mich ganz oft ein Buch mit sieben Siegeln ist, bin ich für ihn eher das berühmte offene Buch. Rot wie eine Tomate, gucke ich ihn an.

„Ja. Öhm. Na ja. Vor zwei Jahren habe ich gedacht, vielleicht geht es wieder weg. Aber jetzt hatte ich einfach nur Schiss dir was zu sagen.“ Erwidere ich stotternd, er aber lacht mich nur an.

„KL, jetzt sage ich dir mal was, ich weiß dass du schwul bist und dass du auf mich stehst. Ja, guck du nur. Natürlich, weiß ich das. Du starrst mich an, wenn du denkst ich sehe es nicht. Du bist nervös wenn ich dir beim Training zu nahe komme oder wir uns umziehen. Du hast einen Ständer wenn ich aus der Dusche komme.“ 

Entsetzt sehe ich Kalle an. Wo ist das Loch im Boden wenn man es mal braucht.

„Es tut mir leid, Kalle. Ich wollte das nicht. Ich werde unsere Freundschaft nicht auf‘s Spiel setzen…“

„KL!“ unterbricht er mich. „KL, lass mich ausreden…hör mir zu. Vergiss unsere Freundschaft. Meinst du nicht ich komme dir beim Training mit Absicht so nahe? Hast du noch viele andere gesehen, die im Studio nach dem Training, nackt aus der Dusche in die Umkleide kommen? Das halbe Studio amüsiert sich über uns, na ja insbesondere über mich.  KL, ich bin doch auch schwul und ich liebe dich auch. Aber egal was ich mache, du raffst es nicht. Und darum sind wir heute hier. Um uns zu feiern. Dich, mich und unsere hoffentlich lang anhaltende Beziehung. Und jetzt: Küss mich endlich!“



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Morgen sind wir dann zu Gast bei Caitlin Daray




... außerdem habe ich Bloggäste. Am 08.12. und am 14.12. posten Jean Marie Rimpler bzw. Rita Sachs ihre Adventstürchengeschichten hier bei mir. 

Bis dahin wünsche ich Euch eine wunderschöne Adventszeit!

3 Kommentare:

  1. KL ist ganz schön schwer von Begriff. Zum Glück hilft Kalle da nach. Ein paar Kölsch, laute Musik und lockere Stimmung werden den Weg schon ebnen.
    Vielen Dank für den Ausflug in den Sommer - genau das Richtige bei dem Mistwetter draußen.

    LG
    Martina

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  2. Wenn es mal wieder länger dauert ..... :-)

    Mag diese kleine Geschichte. Passt herrlich in diese Jahreszeit des grauen Mistwetters. So ein bisschen Sommerfeeling kommt gut.

    Und manchmal reichen subtile, kleine Hinweise eben nicht. Da muss Mann schon stärkeres Geschütz auffahren. :-)

    Danke für diese Geschichte.

    LG, Karin

    PS: Tja der Name Schmitz ..... Im Rheinland stolpert man eben sehr häufig über ihn. :-)

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  3. Tja, dieses eine Loch, erscheint nicht immer, wenn man es braucht;-)
    Niedlich, die zwei!
    lg Karolina

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