Aber nicht mit uns, Herr Zuckerberg. So. Nicht.
Jetzt schnell die liebe Rita Sachs begrüßt *Küsschen links, Küsschen recht* und zügig online....
Türchen No. 14 |
Mein allerschönstes Weihnachtsgeschenk
Irgendetwas weckt mich und mein erster Blick fällt auf die
Leuchtanzeige des Weckers. 9.45 Uhr. Endlich mal wieder ausschlafen können,
endlich ein freies Wochenende! Vorsichtig taste ich neben mich, doch da ist niemand.
Der Platz neben mir ist leer und kalt. Verdammt, wo ist denn mein Mann? Das
Aufwachen am Samstagmorgen hab ich mir anders vorgestellt. Ganz anders. Sehr
viel anders. Meine Morgenlatte stimmt mir enttäuscht zu. Allerdings habe ich da
so einen bestimmten Verdacht wo meine bessere Hälfte sein könnte.
Langsam quäle ich mich aus dem Bett und taumle noch im
Halbschlaf ins Bad. Kaltes Wasser ins Gesicht und Toilette benutzen. Jetzt
brauche ich erst einmal eine Tasse voll mit meiner braunen Lieblingsdroge,
sonst wird das nichts mit dem Wachwerden.
Schon als ich langsam die Treppe runtertaumle weht mir der aromatische
Duft von frischem Kaffee entgegen. Kaum stehe ich auf der vorletzten Stufe
dröhnt mir plötzlich in unzumutbarer Lautstärke ein Weihnachtslied entgegen.
„Jingle bells, jingle bells …“ Vor Schreck falle ich fast den Rest der Treppe
hinunter. Nur noch im letzten Moment kann ich mich am Geländer festhalten.
Erbost starre ich auf den kleinen singenden Weihnachtsbaum vom Flohmarkt der
ungerührt weiter vor sich hinträllert. Mit Bewegungsmelder, grrrrr! Warum
vergesse ich bloß immer wieder dass der seit dem vorigen Wochenende dort steht?
Eines Tages bekomme ich von dem Ding bestimmt noch einen Herzinfarkt. Na
wenigstens bin ich jetzt wach.
Kurz denke ich im Vorbeigehen an die Möglichkeit einer
Klebebandattacke um den Störenfried zu knebeln. Alternativ würde es allerdings
reichen den Stromstecker zu ziehen. Dann jedoch fällt mir ein wie mein Mann
sich gefreut hat als er den Ruhestörer vorigen Sonntag beim Stöbern entdeckt
hat. Die Erinnerung daran wie er ihn mir am Abend strahlend präsentiert hat
lässt mein Herz schneller schlagen und das Ding ist fürs erste vor mir in
Sicherheit.
In der Küche angekommen wandert mein Blick zu der halb
gefüllten Kaffeekanne aus Glas auf der Warmhalteplatte. Daneben steht griffbereit
meine Lieblingstasse und auf einem kleinen Teller liegen drei Plätzchen. In
Herzform und liebevoll dekoriert mit rosa Zuckerguss, Schokolade und kleinen
Sternchen. Lächelnd stecke ich mir eines davon in den Mund und gieße den Kaffee
in die Tasse. Mhmm, lecker! Die Plätzchen hat mein Mann gestern Abend noch
selbst gebacken. Deshalb hat es im ganzen Haus herrlich nach Vanille und Zimt geduftet
als ich nach dem doppelten Dienst todmüde nach Hause kam. Ich war leider viel zu
erledigt zum Probieren und bin nur noch die Treppe rauf- und ins Bett
getorkelt. Kaum aus den Klamotten raus bin ich schon eingeschlafen sobald mein
Kopf auf dem Kissen lag.
Das kleine Küchenradio ist eingeschaltet und dudelt gerade leise
irgendein Weihnachtslied. Als es endet erklingt „Meine heiße Liebe“ von den
Wise Guys. Grinsend schaue ich in meine Tasse. Der Song passt gerade wie die
sprichwörtliche Faust aufs Auge. Aber apropos „Heiße Liebe“! Da war doch noch
was. Nämlich der Grund für mein Aufstehen noch im Halbschlaf.
Aus dem Garten dringt ein klirrendes Geräusch zu mir.
Deshalb nehme ich meinen Kaffee und gehe ins Wohnzimmer zu der nur angelehnten
Terrassentür. Und nun sehe ich auch den Bettflüchtling. Sein Anblick verschlägt
mir mal wieder den Atem und mein kleiner Freund in der Hose reckt
erwartungsvoll das Köpfchen nach oben. Wie kann der Kerl eigentlich schon am
Morgen so unverschämt gut aussehen? Lächelnd
beobachte ich ihn wie er auf einer Leiter stehend sorgfältig die Lichterkette
an der großen Tanne anbringt. Dabei geht er geradezu liebevoll ans Werk. Ricky,
eigentlich Frederick, liebt Weihnachten und den damit verbundenen Deko-Wahnsinn
über alles. Schon Ende November hat er damit begonnen unser Haus zu schmücken.
Zuerst innen, mit Nobilistannenzweigen, Kerzen und allem nur erdenklichen
Advents- und Weihnachtsschmuck. Über die Jahre hinweg ist immer mehr dazu
gekommen. Kein Weihnachtsmarktbummel bei dem wir nicht mit vollen Tüten nach
Hause kamen. Ob Glöckchen, Christbaumkugeln aller Art, Krippenfiguren, Arbeiten
aus dem Erzgebirge, Räucherstäbchen und Duftöle, nichts ist vor ihm sicher. Ein
Wunder dass wir in unserem Wohnzimmer noch Platz zum Sitzen haben. Dabei steht
noch nicht einmal der Weihnachtsbaum in der dafür vorgesehenen Ecke. Den will
er übrigens nachher noch mit mir in seiner bevorzugten Gärtnerei besorgen. Das
Versprechen ihn zu begleiten und beim Tragen zu helfen musste ich ihm schon vor
drei Tagen geben. Aber was tu ich nicht alles um meinen Schatz glücklich zu
machen. Den Außenbereich lässt er natürlich auch nicht aus. Im Vorgarten steht
ein beleuchteter Schlitten mit Weihnachtsmann und Rentieren, an der Haustür
hängt ein großer Kranz aus Tannenzweigen. Übrigens selbst von ihm gebunden und
dekoriert. Im Moment verschönt er nun den rückwärtigen Bereich und die
Terrasse.
Seit fast zwölf Jahren sind wir nun schon zusammen, davon
zehn als Ehepaar. Im vorigen Monat jährte sich erneut der Tag an dem ich ihn
zum ersten Mal sah, meinen geliebten Schatz, meinen Traummann. Wir hatten einen
ziemlich ungewöhnlichen Start. Denn bei unserer ersten Begegnung war er tot…
***
Ich erinnere mich noch so genau daran als wäre es heute.
Ich war Zivildienstleistender im Städtischen Krankenhaus, da
ich mich gegen die Bundeswehr entschieden hatte. Nicht zuletzt wegen meiner
Mutter, die der Meinung war sie hätte mich nicht zur Welt gebracht damit ich
anderen als Kanonenfutter diene. Da ich mich außerdem für ein Medizinstudium interessierte
war es eine perfekte Gelegenheit um schon mal ein wenig in den Arztberuf reinzuschnuppern und zu sehen, ob das
wirklich etwas für mich war. Jedenfalls hatte ich an dem besagten Morgen
Frühdienst, war gerade aus dem Bus gestiegen und auf dem Weg zum
Personaleingang als ich schon das Martinshorn hörte. Schnell sprang ich zur
Seite, denn gerade raste der Rettungswagen mit Blaulicht die Auffahrt entlang
und legte dann direkt vor der Notaufnahme eine Vollbremsung hin. Erschrocken
sah ich wie ein Sanitäter die Tür aufriss und im selben Moment der Dienst
habende Arzt mit zwei Krankenschwestern und der Notfallausrüstung angerannt
kam.
Dann ging alles ganz schnell, ich hörte nur noch wie jemand laut
und hektisch etwas von zweimaliger Wiederbelebung, gelegtem Tubus,
Suizidversuch und erneutem Herzstillstand rief. Der Notfallarzt sprang in den
Krankenwagen und begann sofort mit der Reanimation. Ich sah wie er mit Hilfe
von Elektroschocks das Herz des Patienten wieder zum Schlagen brachte.
Mittlerweile stand ich nur noch wenige Meter entfernt. Als die Trage dann aus
dem Auto gehoben wurde sah ich in das blasse Gesicht des Mannes der versucht
hatte sich umzubringen. Und obwohl er so kreidebleich war sah er wunderschön
aus. Ich starrte ihn an und irgendetwas in mir wollte ihn am liebsten tröstend in
den Arm nehmen. Schon seit ich 14 war wusste ich dass ich schwul war und der
Typ da vor mir kam meiner Idealvorstellung von meinem Wunschpartner
erschreckend nah. Eine schmale Statur und irgendwie zierlich. Noch so jung.
Viel zu jung um schon zu sterben. Sein Anblick weckte augenblicklich in mir den
Beschützerinstinkt. Heute weiß ich es war Liebe auf den ersten Blick.
Dann wurde er auch schon in die Notfallambulanz geschoben
und ich ging verwirrt weiter Richtung Eingang um meinen Dienst zu beginnen.
Durch Zufall musste ich im Laufe des Tages auch zur
Intensivstation um benutzte Betten gegen gereinigte und desinfizierte auszutauschen.
Bei dieser Gelegenheit sah ich ihn wieder. Er lag in einem der
Behandlungsräume, angeschlossen an piepsende Geräte und wurde künstlich
beatmet. Er wirkte so verloren und hilflos wie er da so lag, seine
dunkelbraunen, langen Locken klebten verschwitzt an seinem Kopf und auch im
Gesicht. Die Augen mit den unglaublich langen Wimpern waren geschlossen. Unwillkürlich
fragte ich mich was er wohl für eine Augenfarbe hatte. Erst Wochen später
sollte ich erfahren dass sie fast die gleiche Farbe haben wie seine Haare. Nur
ein wenig heller.
In diesem Moment ging eine der Krankenschwestern zu ihm und
kontrollierte seine Unterarme. Erst jetzt fielen mir die dicken Verbände auf.
Während ich noch bewegungslos die Schwester beobachtete kam Dr. Kemper dazu,
ein alter Schulfreund meines Vaters. Ich hatte ihm den Tipp für meinen
Zivildienst-Job zu verdanken. Natürlich wusste er auch dass ich beabsichtigte im
nächsten Jahr mit meinem Medizinstudium zu beginnen und winkte mich zu sich.
Langsam trat ich näher und fragte nach der Art der
Verletzung. Sorgenvoll sah er mich an und erklärte mir dass der Patient sich die
Pulsadern aufgeschnitten habe. Und zwar in der festen Absicht zu sterben, denn
er hatte nicht quer geschnitten wie die Meisten, sondern längs. Wer so schneide
der meine es ernst. Und nur durch einen unglaublichen Zufall hätte ihn seine
Schwester noch in allerletzter Sekunde gefunden und vor dem Verbluten bewahrt.
Sonst läge er nun nicht hier im Bett sondern unten im Keller in der Pathologie.
In diesem Moment ertönte der maschinelle Alarm und zeigte
einen erneuten Herzstillstand an. Entsetzt stand ich an der Wand und musste mit
ansehen wie Dr. Kemper einmal mehr um das Leben des Patienten kämpfte. Ein
Kollege kam eilig hinzu und ich wurde rausgeschickt.
Direkt nach Feierabend schlich ich erneut zur
Intensivstation. Dr. Kemper war zufällig gerade wieder in dem Zimmer. Er wirkte
sehr erschöpft und teilte mir mit dass er den Patienten heute schon dreimal
wiederbeleben musste. Erschrocken fragte ich ihn warum das denn geschehen
konnte. Er sah mich müde und resigniert an. „Manchmal wollen die Menschen
einfach nicht mehr weiterleben. Sie haben aufgegeben und kämpfen nicht mehr um
ihr Leben. Dann sind wir Ärzte an unseren Grenzen angekommen und können manchmal
nichts anderes mehr tun als sie gehen zu lassen.“
Ich war damals noch sehr jung, naiv und voller Zuversicht.
Das Gehörte widersprach allem woran ich glaubte. Erst im Laufe meines Studiums
musste ich schmerzhaft und auf die harte Tour lernen dass auch Ärzte nicht
allmächtig sind.
In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Immer wieder
musste ich an Frederick Hansen denken, der da einsam auf der Intensivstation
lag und den nur noch einige Maschinen am Leben hielten. Den Namen wusste ich
aus seiner Krankenakte und er hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt.
Am nächsten Mittag lief ich in meiner Pause sofort wieder zu
ihm. Erstaunt sah ich die junge Frau, die weinend an seinem Bett saß und seine
Hand hielt. Seine Schwester, wie sie mir ein paar Minuten später erklärte. Sie
war wohl froh jemanden zum Zuhören zu haben und ich freute mich so etwas mehr
über Frederick zu erfahren.
Mirja, so ist der Name von Rickys Schwester, stand noch
immer unter Schock. Kein Wunder wenn man seinen jüngeren Bruder im Badezimmer
in einer großen Blutlache liegend findet, schon mehr tot als lebendig. Das war wohl
mit einer der Gründe dass sie mir die ganze Geschichte erzählte. Nämlich dass
ihr Bruder schwul sei und bis vor kurzem fest mit einem Studienkollegen
zusammen war. Er stammte aus Saudi-Arabien und direkt nach seinem erfolgreichen
Abschluss verlangte sein Vater dass er nach Hause zurückkehrte um sich zu
vermählen. Mit einem Mädchen, das seine Eltern für ihn bestimmt hatten. Eine so
genannte arrangierte Ehe. Und anstatt zu Frederick und ihrer Liebe zu stehen
trennte er sich von ihm. Und das laut Mirja anscheinend auf eine sehr
verletzende Weise. Indem er ihm nämlich brutal ins Gesicht sagte dass Ricky nur
eine kleine Episode in seinem Leben gewesen sei und er nun heiraten und eine
Familie gründen wolle, so wie seine Eltern das für ihn vorgesehen hätten.
Rickys Flehen ignorierte er und stieg drei Tage zuvor ohne Abschied ins
Flugzeug. Noch nicht einmal auf Anrufsversuche oder Mails reagierte er und sein
verlassener Freund blieb verzweifelt zurück.
Das alles hatte er noch am frühen Morgen seiner Schwester bitterlich
weinend am Telefon erzählt. Als diese höchst alarmiert und besorgt zu ihm
eilte, er aber auf ihr Klingeln hin nicht die Tür öffnete, schloss sie mit
ihrem Ersatzschlüssel auf. So fand sie ihn dann mit aufgeschlitzten Pulsadern schon
fast verblutet in seinem Badezimmer. Glücklicherweise lagen Handtücher
griffbereit im Regal und so konnte sie ihm die Arme abbinden und den Notarzt
rufen.
Ich war mehr als nur geschockt als ich das hörte. Wie konnte
dieser Mann nur so herzlos sein zu dem Menschen, der ihn über alles liebte,
sogar mehr als sein Leben. Ich verabschiedete mich nun fürs erste von seiner
Schwester, denn ich musste zurück zu meiner Arbeit. Als ich am Nachmittag
zurückkehrte war sie nicht mehr da. Stattdessen stand wieder Dr. Kemper am Bett
und sah besorgt auf die Anzeigen der Instrumente. Allerdings fiel mir sofort auf
dass Frederick nicht mehr intubiert war. Der Arzt erklärte mir dass er zwar
wieder selbstständig atmen würde aber immer noch im Koma lag.
Kaum zuhause recherchierte ich den ganzen Abend im Internet
über Komapatienten. Immer wieder las ich Berichte davon dass es angeblich
nützen sollte wenn man mit ihnen sprach. Und genau das tat ich dann in den
nächsten Tagen und Wochen. In jeder freien Minute saß ich an Rickys Bett, hielt
seine Hand und bat ihn darum nicht aufzugeben. Ich sprach von allem möglichen,
vom Wetter, meinem Job und auch davon dass ich auch schwul sei. Dass wir doch
mal etwas zusammen unternehmen könnten wenn er wieder wach sei. Oft kam auch
seine Schwester hinzu oder wir wechselten uns ab. Sie war mir sehr sympathisch
und wir freundeten uns an. Sie merkte schnell dass ich genau so tickte wie ihr
Bruder und sagte irgendwann dass sie ihm so einen Freund wie mich wünschen
würde. Als ich einmal nach ihren Eltern fragte erfuhr ich, dass diese schon vor
Jahren bei einem Autounfall verunglückt waren. Sie hatte nur noch ihren Bruder
und schreckliche Angst davor ihn auch noch zu verlieren.
Heute weiß ich von Ricky dass er damals tatsächlich
zeitweilig unsere Stimmen wie aus weiter Ferne gehört hatte. Besonders meine
Bitte weiter zu leben, weil es doch noch so viele schöne Dinge zu entdecken gab,
die das Leben lebenswert machen.
Dann kam der erste Weihnachtsfeiertag und ich hatte wieder
Dienst. Danach saß ich an Rickys Bett und hielt seine Hand in meiner.
Mittlerweile waren die Verbände verschwunden und die Fäden gezogen. Nur zwei halb
verheilte, lange rote Narben an seinen Unterarmen erinnerten noch an den glücklicherweise
erfolglosen Suizidversuch. Gerade als ich ihm vom Heiligen Abend bei meinen
Eltern erzählte wurde das Piepsen des EKGs immer schneller. Besorgt sah ich auf
und direkt in Rickys samtbraune Augen. Er war aufgewacht. Sofort drückte ich
auf den Alarmknopf und kurze Zeit später war Dr. Kemper da um ihn zu
untersuchen.
In den nächsten Wochen und Monaten kamen wir uns dann allmählich
immer näher, aus anfänglicher Freundschaft wurde innige Liebe. Ich ermutigte
Ricky auch zu einer Therapie, in der er seinen Selbstmordversuch und die
unschöne Trennung von seinem Ex verarbeitete.
Nie werde ich unseren ersten Kuss vergessen. Es regnete in
Strömen und er holte mich an einem Freitagnachmittag nach der letzten Vorlesung
ab. Wir rannten zu meiner kleinen Studentenbude. Bis wir dort ankamen waren wir
schon bis auf die Haut durchnässt. Im Badezimmer landeten dann unsere Klamotten
auf dem Boden. Als wir uns dann nackt gegenüber standen konnten wir die Augen
nicht voneinander lassen. Und nicht nur die Augen. Na ja, ehrlich gesagt haben
wir uns dann nicht nur geküsst sondern es wurde unser wunderschönes und
zärtliches erstes Mal. Seitdem schwebe ich im Siebten Himmel. Immer noch.
Heute bin ich übrigens selbst Arzt und arbeite in der Notfallambulanz. Fast
täglich fechte ich meinen persönlichen Kampf aus mit meinem erbittertsten
Gegner, dem Tod. Und auch wenn ich oft siege, daran dass es immer wieder
passiert und ich Patienten an diesen unbarmherzigen Feind verliere, werde ich
mich wohl nie gewöhnen können. Aber ich gebe nicht auf. Niemals! Rickys
Schicksal hat mich gelehrt dass es sich lohnt um jedes einzelne Leben zu kämpfen.
***
Während ich meinen Erinnerungen nachhänge beginnt es zu
schneien. Dicke, weiße Schneeflocken schweben langsam zu Erde. Dann klappt es
wohl doch noch in diesem Jahr mit der weißen Weihnacht. Als ich gerade zurück
in die Küche gehen will um mir eine zweite Tasse Kaffee einzugießen kommt mein
Angetrauter duchgefroren herein. Glücklich lacht er mich an und schlüpft aus
seinen Stiefeln. Jacke, Mütze und Handschuhe landen auf einem der Sessel. Bedeutungsvoll
zwinkere ich ihm zu und schaue ich nach oben zur Decke. Da hängt ein
Mistelzweig. Er folgt grinsend meinem Blick und ist mit zwei Schritten bei mir.
Wie von selbst finden sich unsere Lippen. An diese Art von Weihnachtsdekoration
könnte ich mich glatt gewöhnen!
Als er dann allerdings seine eiskalten Hände unter mein
Shirt schiebt keuche ich erschrocken. Brrrr kalt! Na warte, das verlangt nach
Rache der besonderen Art!
Ich schnappe mir Ricky und werfe ihn mir problemlos über die
Schulter. Er wehrt sich nur halbherzig während ich ihn an dem bescheuerten
Tannenbaum vorbei, der uns diesmal ein „Merry Christmas!“ hinterher ruft, die
Treppe hinauf zurück in unser Schlafzimmer trage. Nachdem ich ihn
runtergelassen habe schubse ich ihn aufs Bett. Schließlich muss ich ihn doch
aufwärmen. Natürlich ganz uneigennützig. Denn als Arzt kann ich es unmöglich
verantworten dass er Weihnachten krank ist und ich habe da so meine Methoden bei
denen ihm ganz schnell heiß wird. Mir übrigens auch. Aber jetzt kann ich nicht
mehr denken, denn da sind Rickys streichelnde Hände, sein Mund und sein
nachgiebiger Körper, der sich an mich drängt. Unsere Klamotten landen schnell
auf dem Boden. Als ich mich nach zärtlicher Vorbereitung in ihm versenke und
Minuten später sein Sperma warm in meine Hand läuft bin ich nur noch glücklich
und einmal mehr heilfroh darüber, dass ihn seine Schwester damals noch
rechtzeitig gefunden hat. Und jedes Jahr auf Neue bin ich dankbar für mein allerschönstes
Weihnachtsgeschenk. Ricky!
Mit etwas Verspätung wird es dann doch noch ein Aufwachen
wie ich es mir vorgestellt habe. Sogar noch viel, viel besser!
*schnüff* Schön, gelle <3
Morgen sind wir dann bei Chris P. Rolls zu Gast.
Eine wirklich schöne Geschichte!
AntwortenLöschenEine mit ernstem Hintergrund. Hätten doch nur viel mehr Menschen solch einen Beistand, mit Sicherheit gäbe es mehr glückliche Menschen...
Sehr gerne gelesen!
lg
eine schöne geschichte
AntwortenLöschenwo geht es denn morgen weiter
lg
Eine sehr schöne Geschichte. Wie Ricky nach seiner unschön ausgegangenen Beziehung zu seinem Ex dann seinen Mann kennen und lieben lernte und sie seither überglücklich sind, war einfach zu schön zum Lesen. Damit hast du mir den Abend versüsst. Vielen Dank dafür.
AntwortenLöschenLG Lilith